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Domina erteilt
den Todeskuss

Detmolder »Don Giovanni« gefeiert

Von Matthias Lüke
Paderborn (WV). In einer Inszenierung von Kay Metzger führte das Landestheater Detmold Wolfgang Amadeus Mozarts Oper »Don Giovanni« in der nahezu ausverkauften Paderhalle auf.

Metzger verlegte das Geschehen aus dem Spanien des 17. Jahrhunderts in unsere Gegenwart. Und so offenbarte sich den Besuchern des Musikdramas auch bereits parallel zur Ouvertüre ein von Andreas Jörgen absolut passend gespielter Don Giovanni, der sich nach einem seiner nächtlichen Streifzüge verkatert aus dem geräumigen Bett erhebt, um anschließend an seiner Hausbar eine »Kopfschmerztablette« mit einem alkoholischen Drink runterzuspülen.
Was die gelungene Bühnenausstattung angeht, so markierte das auf einer Drehbühne positionierte Bett das Zentrum seines Lebensinteresses. Und da die Inszenierung eine moderne war, beschwerte sich Kai Günther als Leporello auch direkt am Bügelbrett unter Zuhilfenahme seiner klaren und wendigen Baß-Stimme über die Art und Weise der Arbeiten, die ihm sein Herr stets aufzutragen gedenkt: In diesem Fall ein weißes Oberhemd mit einem bedrohlich großen Kaffeefleck. Die von dem Herzensbrecher betrogenen Damen wurden nicht in einem »Register«, sondern auf einer Videokassette festgehalten, nachdem sie beim Liebesspiel von ihrem Verführer selbst mit einer Kamera gefilmt worden waren.
Während Andreas Jören, Jutta Maria Fries als Donna Anna und Kai Günther schauspielerische Akzente setzten, sind vor allem die Sopranistin Caroline Melzer als die zwischen Rache- und Liebesgefühlen hin- und hergerissene Donna Elvira und der Tenor Stefan Heibach als Don Ottavio gesangstechnisch hervorzuheben: Selbst in höheren, kolorierten und ausgeschmückten Gefilden bestachen ihre Stimmen durch Präzision und Gefühl, wohingegen der Baßbariton von Masetto (Jae Won Yang) ein wenig vom solide musizieren Orchester unter (Leitung: Erich Wächter) überspielt wurde.
Zu nennen ist außerdem noch die Braut Masettos, Zerlina, die - gespielt von Annette Blazyczek - durch Schauspiel und Gesang ebenfalls gefiel. Eine weitere Protagonistin, die man bisher aus Mozarts »Oper aller Opern« nicht kannte, war die sogenannte »Madame la morte« (Natalie Arab), eine leichtbekleidete und maskierte Dame, die immer mal wieder auftauchte und Don Giovanni schließlich wie eine dominante Rachegöttin im Finale durch den Todeskuss in die Hölle beförderte.
Vom Publikum wurde die durch etliche humorvolle Details, eine Menge Symbolik sowie einen Hauch von Erotik gewürzte Inszenierung begeistert gefeiert.

Artikel vom 03.02.2006