10.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Dornröschen«
hat nasse Füße

Was wird aus dem Haxthausenhof?

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Brakel/Paderborn (WB). Zu den märchenhaften Gebäuden in der Paderstadt hat einst der Haxthausenhof an der Mühlenstraße gehört. Die Stadt Paderborn möchte das verwunschene Dornröschenschloss nun allerdings am liebsten abreißen. Damit würde eine alte Tradition einer Familie enden, deren Nachfahren bis heute im Kreis Höxter leben (Schlösser Bökerhof, Abbenburg, Vörden, Thienhausen) und die - wie die von Stapel oder von Brenken - als die »vier Säulen des Hochstifts« über Jahrhunderte hohe Ämter am fürstbischöflichen Hof in Paderborner inne hatte.

Die Bausubstanz des im 17. Jahrhundert zunächst als Fachwerkhaus errichteten Adelshofes gilt nicht erst seit dem Auszug der Städtischen Musikschule vor zwei Jahren als arg marode. »Der Keller steht ständig unter Wasser«, weiß Bürgermeister Heinz Paus. So schön das Haus auch sei, an eine vernünftige Nutzung sei nicht mehr zu denken. Auch die zwischenzeitliche Sanierung habe die bedauernswerten Zustände nicht nachhaltig verbessern können.
Seit in der unmittelbaren Nachbarschaft mit dem Gebäude der Sparkasse und der Paderhalle zwei Großprojekte in den Boden unweit des Pader-Zusammenflusses gesetzt worden sind, bekommt das Gemäuer des Haxthausenhofes nasse »Füße«. »Das Gebäude ist in einem sehr schlechten Zustand, wir haben dort erhebliche Durchfeuchtungsprobleme«, räumt mit Thomas Günter auch der hauptamtliche Paderborner Denkmalschützer ein. Dennoch sei aus denkmalpflegerischer Sicht noch nicht das letzte Wort über die Immobilie gesprochen. Die Obere Denkmalbehörde in Münster habe zu erkennen gegeben, dass sie einen Antrag auf Unterschutzstellung des Haxthausenhofes auf den Weg bringen wolle.
Dabei wird der Denkmalwert durchaus kontrovers beurteilt. Selbst Klaus Hohmann, der Baugeschichts-Experte des Paderborner Heimatvereins, vermag bei dem nach dem Zweiten Weltkrieg in veränderter Form wieder aufgebauten Hof mit dem charakteristischen Erker-Turm keine unbedingt erhaltenswerte Bausubstanz zu erkennen. »Der Haxthausenhof ist als jahrzehntelanges Domizil der Städtischen Musikschule ein wichtiges Stück der Paderborner Kulturgeschichte«, so der Historiker. »Das Gebäude selbst ist aber sicher nicht so bedeutend.« Allerdings verfüge man in Paderborn nur noch über vier erhaltene Adelshöfe aus jener Zeit.
Seinen Namen trägt das Gebäude von Simon Hilmar von Haxthausen, der das Haus an der Mühlenstraße 1717 gekauft und dann umgebaut und vergrößert hat. Zwischen 1798 und 1805 beherbergte das damalige Fachwerkhaus das neu gegründete Landeshospital, dem die Räumlichkeiten allerdings schon bald zu eng wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das zerstörte Gebäude in veränderter Form wieder aufgebaut und verputzt.
Von 1974 an zog die Städtische Musikschule in den Haxthausenhof ein. »Seit dem Bau der Paderhalle hatten wir ständig Wasser im Keller«, erinnert sich Musikschulleiter Jürgen Boelsen. »Die Feuchtigkeit zog von unten die Wände hoch.«
Das schlafende Dornröschenschloss weckt bei den Verantwortlichen der Stadt auch aus einem anderen Grund Begehrlichkeiten: Mit dem Grundstück könnte man bei einer Erweiterung der Paderhalle, dem Bau eines Theaters oder des gewünschten Hauses für die Volkshochschule im wahrsten Sinne Stroh zu Gold spinnen.

Artikel vom 10.02.2006