03.02.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Eltern im Wechselbad der Gefühle

Nach Steuererleichterung droht bei Kindergarten-Beiträgen Erhöhung

Versmold (OH). Wird der Kompromiss der Bundesregierung zur steuerlichen Absetzbarkeit von Betreuungskosten Gesetz, profitieren auch Versmolder Eltern schon in diesem Jahr. Doch möglicherweise wird die Freude bald getrübt: Das Land NRW plant, seinen Kindergartenzuschuss drastisch zu kürzen. In der Praxis könnte dies für Eltern bedeuten, dass Geld in die eine Tasche fließt und aus der anderen zum Teil wieder zurück.

Am Dienstag hatte sich die Bundesregierung darauf geeinigt, Betreuungskosten vom ersten Euro an zu zwei Dritteln bis maximal 4000 Euro steuerlich absetzbar zu machen -Êbei Alleinverdiener-Familien im Kindergartenalter von drei bis sechs Jahren, bei Doppelverdiener-Paaren und Alleinerziehenden grundsätzlich bis zum 14. Lebensjahr. Diese Regelung soll auch die Elternbeiträge beim Kindergartenbesuch umfassen -Êund würde eine Entlastung aller Familien bedeuten. Denn bislang waren für berufstätige und Alleinerziehende Betreuungskosten erst ab 1548 beziehungsweise 774 Euro begrenzt abzusetzen, für Alleinverdienerfamilien überhaupt nicht. Bis zu einigen hundert Euro im Jahr soll die neue Regelung den Familien bescheren. Doch ein Kontrapunkt wäre das Vorhaben des Landes, Zuschüsse für Kindergärten noch in diesem Jahr um 116,7 Millionen Euro zu kürzen. Welche Auswirkungen konkret in Versmold zu erwarten wären, will die SPD-Fraktion in Kürze von der Stadt beantwortet wissen. In einer Anfrage von Liane Fülling heißt es: »Haben diese Pläne eine massive Erhöhung der Kindergartenbeiträge für Eltern zur Folge?« Bürgermeister Thorsten Klute sprach gegenüber dem VERSMOLDER ANZEIGER von »nur zwei Möglichkeiten« für den Fall der Fälle: »Entweder müsste die Kreisumlage erhöht werden oder der Elternbeitrag.«
Diese Entscheidung hätte letztlich der Kreistag sowie der vorgeschaltete Jugendhilfeausschuss zu treffen, erläuterte Kreisjugendamtsleiter Lothar Busche dem VERSMOLDER ANZEIGER. Busche nannte konkrete Zahlen für den Kreis im Falle der Kürzung im vorgesehenen Umfang: »Bei der Sachkostenpauschale ergäbe sich eine Lücke von 1,06 Millionen Euro im Jahr, die unmittelbar die Träger zu bewältigen hätten. Für die Betriebskosten, die für die Elternbeiträge relevant sind, wären jährlich 500 000 Euro kreisweit zu finanzieren. Entweder durch eine Erhöhung der Jugendamtsumlage oder durch um etwa zehn Prozent höhere Elternbeiträge.«

Artikel vom 03.02.2006