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Ausbau des
Gemeinsamen

Woche für die Einheit der Christen

Höxter (WB). In der »Gebetswoche für die Einheit der Christen« hatten die Kirchen in Höxter gemeinsam eingeladen. Die Veranstaltungsreihe bezog sich auf die »Charta Oecumenica«, einem Dokument, das »Leitlinien für die wachsende Zusammenarbeit unter den Kirchen in Europa« beschreibt.

Am ersten Abend begrüßte Dechant Andreas Kurte in der Dechanei die Theologen Dr. Burkhard Neumann, Direktor am Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn (katholisch) und Professorin Dr. Helga Kuhlmann, Uni Paderborn (evangelisch) zu einer Podiumsdiskussion zur Frage »Was ist Kirche?«. Die Professorin eröffnete ihre Ausführungen mit der Betonung, dass die Geschichte der evangelischen Kirche nicht erst mit der Reformation beginne. Ihre Wurzeln lägen im Neuen Testament begründet. Das dort benutzte Bild des »Leibes Christi« beschreibe die Gemeinschaft, aus der später die Kirche wurde.
Die Pluralität der frühen christlichen Gemeinden sowie die Erfahrung der Gruppen der Reformation, vom Abendmahl »der Kirche« ausgeschlossen zu sein, sich zugleich selbst aber als Glieder der Kirche Jesu Christi zu verstehen und das Abendmahl zu feiern, begründe aus evangelischer Sicht die Überzeugung, dass Pluralität der Kirchen der Kirchengemeinschaft nicht widersprechen müsse, sondern diese bereichern und der Fülle der unterschiedlichen Charismen Ausdruck geben könne.
Kuhlmann: »Als entscheidende Kennzeichen von Kirche erkennen evangelische Christen, dass sie eine Gemeinschaft von Glaubenden ist, in der das Evangelium rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut dem Evangelium gereicht werden. Alle darüber hinausgehenden Unterschiede sind zweitrangig.« Die wahre Einheit der Kirche sei verborgen, zugleich aber im Glauben gegeben. Aufgabe der Kirchen sei es, der geglaubten und in Christus geschenkten Einheit näher zu kommen.
Dr. Burkhardt Neumann pflichtete der Referentin bei, dass es im Bezug auf das neutestamentliche Verständnis von Kirche als »Leib Christi« keine Differenzen zwischen den Kirchen gäbe. Im Folgenden entfaltete er das katholische Kirchenverständnis an Hand von Aussagen des II. Vatikanischen Konzils. Dort werde Kirche als Sakrament des Heils bezeichnet, wobei Sakrament als Zeichen und Werkzeug verstanden werde. »Von daher lassen sich die sichtbare, irdische Kirche und die geglaubte Kirche nicht trennen. Dabei sieht sich die katholische Kirche als legitime Nachfolgerin der alten Kirche, die nach ihrem eigenen Selbstverständnis ohne historischen Bruch die eine Kirche durch die Jahrhunderte ist. Sie ist weltweit, vielfältig und einheitlich«, stellte der Referent fest.
In der anschließenden Diskussion brachten die Teilnehmer aus ihrer jeweiligen konfessionellen Perspektive unterschiedliche Auffassungen zu den angeschnittenen Themen zum Ausdruck. Dabei wurde deutlich, wie wichtig es für den ökumenischen Dialog ist, sich auch in den Unterschieden besser kennen und verstehen zu lernen. Zugleich wurde aber auch ein großes Maß an Gemeinsamkeiten erkennbar. Das noch Trennende auszuhalten und das Gemeinsame auszubauen sollte den weiteren ökumenischen Dialog prägen.

Artikel vom 03.02.2006