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0:0 - kein Sieger,
aber ein Gewinner

SCP 07: Dusko Djurisic nutzt seine Chance

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WV). Sollten Markus Bollmann (Arminia Bielefeld?) oder Roel Brouwers (Roda Kerkrade?) den Fußball-Zweitligisten SC Paderborn 07 im Sommer verlassen, einen hundertprozentigen Ersatz hat Trainer Jos Luhukay bereits im Kader: Dusko Djurisic.

Der Serbe, zu Saisonbeginn in Unterhaching und gegen den 1. FC Saarbrücken noch in der Start-Elf und nach dem zweiten Spieltag von Roel Brouwers verdrängt, bot beim 0:0 am Sonntag gegen Energie Cottbus eine tadellose Vorstellung. Alle Zweikämpfe gewonnen, keinen Fehlpass gespielt, gutes Stellungsspiel gezeigt und fast noch als Torschütze (Pfostenschuss/15.) zum Matchwinner geworden - der 28-Jährige spielte in der Paderborner Viererkette, als ob er nie weg gewesen wäre. »Dusko hat monatelang auf seine Chance gewartet und heute sofort gezeigt, dass er absolut konkurrenzfähig ist und auch für die Zukunft eine gute Alternative ist«, freute sich Trainer Jos Luhukay über den Rechtsfuß. Dabei war der Gewinner im torlosen Remis nur in die Mannschaft gekommen, weil Roel Brouwers (fünfte gelbe Karte) auf der Tribüne seine Spielsperre absitzen musste.
Für Luhukay kommt die Leistung seines Abwehrspielers aber nicht überraschend. Bereits seit dem Trainingsauftakt am 2. Januar habe Djurisic einen guten Eindruck gemacht, versicherte der Coach. »Im Testspiel in Spanien gegen Hannover 96 hat er mich überzeugt, heute hat er unter schwierigen Bedingungen eine fast fehlerfreie Leistung gezeigt«, lobte der Holländer auf Paderborns Bank seinen »Ersatzmann«, der mit dieser Rolle aber noch einige Monate leben muss. Zwar wollte Luhukay am Sonntagabend nicht schon über den nächsten Spieltag sprechen, doch eins ist klar: Roel Brouwers wird in einer Woche, im Westfalenderby gegen LR Ahlen, wieder auf seinen angestammten Platz zurück kehren. Eine neue Chance ist für Djurisic aber schon in Sichtweite: Markus Bollmann sah gestern seine vierte gelbe Karte. Noch eine Verwarnung und auch der 25-Jährige muss ein Spiel aussetzen.
Djurisic in der Innenverteidigung, Daniel Brinkmann im defensiven Mittelfeld und René Müller in der Sturmspitze - diese drei Umstellungen nahm Luhukay, im Vergleich zum ebenfalls torlosen Remis in Saarbrücken, vor, zufrieden war der Coach aber auch mit den anderen beiden »Neuen«. »Daniel zeigte sich wieder bissig und aggressiv. Er hat heute an seine Leistungen vor der Winterpause angeknüpft«, stellte Luhukay seinem Youngster ein gutes Zeugnis aus. Wobei der 19-jährige Schlaks vor allem in der ersten Hälfte doch erhebliche Probleme mit dem Platz hatte, viele Bälle verlor und sich erst im zweiten Durchgang durchbiss.
Eine erneute Änderung des System brachte René Müller wieder ins Team. »Ich bereite mich immer so vor, dass ich spiele. Denn davon gehe ich einfach aus, so selbstbewusst bin ich«, war der Kapitän über sein »Comeback« alles andere als überrascht. Statt, wie in Saarbrücken, mit zwei Spitzen und vier Mittelfeldspielern, setzte Luhukay am Sonntag wieder auf das gewohnte System mit drei Angreifern. »Dennis Schulp und René Müller sind eingespielt, außerdem habe ich so mit René in der Spitze noch eine Anspielstation mehr«, begründete Luhukay.
Zweikampfstark und lauffreudig sah Luhukay seinen Spielführer, der nur eins am Sonntag nicht hatte: eine Torchance. Zum ersten Mal ohne Einsatz blieb Albert Bunjaku. Der Schweizer durfte sich nur warmlaufen, noch mehr Geduld muss Sebastian Schoof aufbringen. Der Ex-Siegener war zwar zum zweiten Mal im Kader, auf seine erste Einsatzchance wartete er bislang vergeblich.
Im dritten Meisterschaftsspiel hatte - Daniel Gunkel sei Dank - auch Tom Starke endlich Gelegenheit, seine Klasse zu zeigen. Die Distanzschüsse (44./45./50.) des Cottbusser Mittelfeldspielers entschärfte der neue Schlussmann, bekam dafür Applaus von der Tribüne, Sprechchöre von den Fans und, das wird dem 24-Jährigen besonders wichtig sein, ein dickes Lob von Luhukay: »Tom hat sehr souverän gespielt und alles, was aufs Tor kam, in aller Ruhe bewältigt. Er hat der Abwehr die Stabilität gegeben, die ich sehen will.«
Das wird Tom Starke weiter stärken und den Kampf von Lukas Kruse und Stephan Loboué um den einen freien Platz im Tor noch schwieriger machen. Denn den Torwart tauscht man nur nach Fehlern, Starke machte gestern auf der Eisplatte Hermann Löns-Stadion noch nicht einmal einen.

Artikel vom 06.02.2006