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Kopfweiden beim »Friseur«

Mühsamer Baumschnitt erhält wichtigen Lebensraum

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Jetzt im Januar und Februar haben sie ihren »Friseurtermin«, die Kopfweiden. Denn nach einigen Jahren wilden Wachstums stehen den knorrigen Bäumen sozusagen die »Haare« zu Berge und sie müssen von der Last der dicken Äste befreit werden. So wie jetzt am Iltisweg geschehen.

Dort ist die Gemeinde Steinhagen im Rahmen der Gewässerunterhaltung aktiv geworden. Denn die Reihe Kopfweiden stützt mit ihren Wurzeln die Böschung des Johannisbachs. »Die Bäume brechen sonst leicht auseinander oder fallen um«, berichtet Rainer Drouyn vom Tiefbauamt. Auf drei Kilometer Länge schätzt er den Kopfweidenbestand in der Gemeinde. Und ein großer Teil dieser landschaftsprägenden Bäume wird privat gepflegt.
Etwas weiter den Johannisbach hinauf, an der Queller Straße, kümmern sich Hartmut Düfelsiek und sein Vater Horst um die Kopfweiden auf ihrem Hof, einige sind 20, andere mehr als 50 Jahre alt. »Die Rinder treten das Ufer sonst ein«, sagt Hartmut Düfelsiek. Die Größe der gefäßigen Rinder war übrigens auch das Maß, um den Erstbeschnitt der Kopfweiden in der richtigen Höhe vorzunehmen.
Ist die Weide dann erstmals »geköpft«, bedarf es alle sechs bis acht Jahre eines Pflegeschnitts. Großvater Heinrich nahm dazu noch das Beil, Hartmut Düfelsiek hat einen »Hochentaster«, eine Motorsäge mit langem Stiel. Das Schneiden ist auch so noch echte Knochenarbeit, mit der mehrere Personen einige Tage beschäftigt sind. Wichtig ist, die Säge bündig am Kopf anzusetzen und keine Stümpfe stehen zu lassen. Schließlich muss der Reisig vom Boden und aus dem Bach gefischt, klein gesägt und aufgeschichtet werden. Früher wurden daraus Körbe und Stühle geflochten. Heute dient der Schnitt als gutes Brennholz.
Aber die Kopfweiden machen auch Freude, wie Hartmut und Horst Düfelsiek zu berichten wissen. Meisen und Stare brüten in den Bäumen, Spechte suchen in der morschen Rinde nach reichlich vorhandenem Futter wie Käfern und Asseln, und Eulen profitieren von den Mäusen, die dort Schutz suchen. Ein gutes Beispiel, wie Natur und Mensch einen wertvollen Lebensraum schaffen.

Artikel vom 01.02.2006