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Das Krötenmahl schmeckt bitter


Für einen sicheren Arbeitsplatz sind Arbeitnehmer in Zeiten wie diesen bereit, manche Kröte zu schlucken. Mehrarbeit ohne Lohnausgleich, der Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld werden schon zu Selbstverständlichkeiten - Hauptsache ich behalte meinen Job. Wer im Vertrauen auf ein zumindest mittelfristig gesichertes Einkommen vielleicht einen Kredit fürs neue Auto oder gar zum Häuslebau aufgenommen hat und dann trotz Beschäftigungsgarantie die Kündigung bekommt, der fühlt sich zu recht betrogen.
Kaum jemand kann noch wirklich nachvollziehen, ob Geschäftseinschätzungen von Unternehmenslenkern realistisch oder blauäugig sind, ob Manager nur Profitverbesserung oder langfristige Existenzsicherung im Auge haben. Gewerkschafter und Betriebsräte sind in Zeiten wie diesen um ihre Rolle nicht zu beneiden. Sie müssen manchmal schmerzliche Opfer bringen, um wenigsten einen Teil der Arbeitsplätze zu retten. Auch wenn die Arbeitnehmervertreter beim Krötenmahl mit den Zähnen knirschen - eine Alternative haben sie nicht. Hubertus Hartmann

Artikel vom 01.02.2006