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Brakel hat indogermanischen Ursprung

Arbeitskreis Stadtgeschichte findet neue Ableitung -ĂŠProjekt steht kur vor dem Abschluss

Von Jürgen Köster
Brakel (WB). Möglicherweise muss der Ursprung des Stadtnamens neu überdacht werden: Zu diesem Ergebnis sind jedenfalls die Mitglieder des Arbeitskreises Stadtgeschichte gekommen. Statt wie bisher angenommen von »brechen« abgeleitet (»villa brechal«), sehen sie eher eine Verbindung mit dem umliegenden feuchten Untergrund der Stadt, ausgehend von dem indogermanischen »brok«, was »Sumpf« oder »Bruch« bedeutet.

Rund um die Stadt herum lasse sich dieser feuchte Untergrund auch heute noch in den Namen nachweisen. »An der Bache«, Faulensieksweg«, »Brucht«, »Bohlenweg« und zahlreiche andere Bezeichnungen mehr sind es, die die Heimatforscher in ihrer Auffassung bestärken. Hilfe bei ihrer Erkundung haben sie dazu bei dem Leipziger Namensforscher Prof. Dr. Jürgen Udolph erhalten. Der neue Namensursprung ist für Kursleiter Bernd Zymner auch ein Hinweis darauf, dass der schon sehr alt sein muss, denn das Wort »brok« gehöre zu den ältesten germanischen Bildungen. Dies habe Prof. Udolph bestätigt.
Diese vollkommen neue Erkenntnis ist nur eines der Ergebnisse, die der Arbeitskreis geliefert hat, der seit Februar 2004 an seinem Vorhaben arbeitet, 150 Brakeler Straßennamen zu erklären (diese Zeitung berichtete). Inzwischen ist ein großes Stück Arbeit geschafft. Noch 33 Straßen sind zu überarbeiten, Texte und Bilder auszuwählen. Ende März soll die redaktionelle Arbeit beendet sein.
Hört man sich bei den »Stadtforschern« um, ist ihren Äußerungen fast ein wenig Bedauern zu entnehmen. »Das ist richtig spannend und macht unglaublich viel Spaß«, berichten beispielsweise Peter Labicki und Hagen Tschirr. Auch für Stadtheimatpfleger Alfons Jochmaring ist die Arbeit sehr wertvoll: »Erstmals wird die historische Entwicklung der Straßennamen dokumentiert. Und erstmals gibt es eine Liste verschwundener Straßennamen.«
Wichtige Impulse hat der Arbeitskreis auch für die Stadt selbst gegeben. Er lieferte den Datenstrang für das Gemäldeprojekt zum Jubiläumsjahr ebenso wie die Idee für das Stadtrelief, das jetzt verwirklicht wird. Auch die WESTFALEN-BLATT-Serie »Meine Straße« basiert wesentlich auf den Erkenntnissen des Arbeitskreises.
»Viele Bürger sprechen uns an, geben Informationen, Fotos, und Unterlagen. Das zeigt das Interesse an unserer Arbeit«, urteilt Bernd Zymner. Er ruft dazu auf, mögliche Nachlässe auf Dachböden oder in versteckten Winkeln nicht achtlos wegzuwerfen. Oft seien hier Dokumente oder Abbildungen zu finden, die wertvolle Informationen über die Stadtgeschichte beinhalten könnten.

Artikel vom 01.02.2006