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»Energiedorf« attraktiver Gedanke

Eigene Biogasanlage - Arbeitskreis soll Möglichkeiten für Pr. Ströhen untersuchen

Von Michael Nichau
Pr. Ströhen (WB). Billige und erneuerbare Energie für den Ort - diese Idee entstand im Rahmen der Dorfwerkstatt in Pr. Ströhen. »Jetzt müssen wir uns Gedanken machen, wie das umsetzbar ist«, meint Hans Junchen.

Inzwischen hat sich ein Interessenkreis von Landwirten und Bürgern aus dem Dorf zusammengefunden. »Energie AG« nennt sich der lockere Arbeitskreis, in dem über die Möglichkeiten diskutiert wird, wie man regenerative Energie in Pr. Ströhen nutzbar machen kann.
Das könne eine Biogasanlage sein, aber auch Holzhackschnitzel-Heizungen oder Fotovoltaikanlagen. »Vielleicht wird Ströhen in Zukunft einmal ein »Energie-Dorf«, entwickelt Hans Junchen, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, eine Vision. Mut zur Utopie - in Ströhen scheint es möglich, ein derartiges Projekt umzusetzen. Maßgeblich an der Ideen-Entwicklung beteiligt ist Landwirt Christian Aukamp.
»Die steigenden Energiepreise machen uns Sorgen«, erklärt Hans Junchen die Motivation, gerade in Richtung der Energieversorgung zu denken. »Ohne Energie geht gar nichts. Das hat uns spätestens der Stromausfall vor Weihnachten gezeigt. Das waren zwar nur fünf Stunden, aber es hat gereicht«, sagt Junchen, der gemeinsam mit Aukamp die Vorstellung von der eigenständigen Versorgung Pr. Ströhens mit regenerativer Energie weiterentwickeln will.
»Wir treffen uns an jedem ersten Dienstag im Monat um 20 Uhr im Gasthaus Buschendorf. Das nächste Treffen ist am 7. Februar«, wirbt Junchen für die Mitarbeit in der Energie AG. »Wir wollen auch erst einmal die Meinungen im Dorf abfragen, dann vielleicht etwas konkreter planen.«
Eigentlich sei man mit Gedanken an dorfeigene Projekte schon viel zu spät dran. »Letztlich müssen wir an unsere Kinder denken, denn die fossilen Brennstoffe reichen bald nicht mehr aus«, erklärt Junchen und will die Menschen in Pr. Ströhen »gedanklich auf den Weg bringen«.
»Was wir konkret in Ströhen machen können, steht noch in den Sternen«, erläutert Landwirt Christian Aukamp, selbst Betreiber einer Fotovoltaik-Anlage. Er beschäftigt sich intensiv mit den so genannten regenerativen Energien, also der Wärme- und Stromgewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen. »Anbau der entsprechenden Pflanzen ist Sache der Landwirte und möglichst der Landwirte vor Ort«, macht er klar. »Das schafft auch zusätzliche Arbeitsplätze.«
»Wir wollen neugierig machen. Deshalb bieten wir auch die Fahrt am 25. Februar nach Jühnde (bei Göttingen) zum ÝEnergiedorfÜ an«, erläutert Aukamp. In Jühnde habe man die Energieversorgung zentral auf eine Biogasanlage umgestellt. Auf der Rückfahrt werde die Reisegruppe in Leese einen Zwischenstopp einlegen. »Dort wird in mehreren Anlagen mit Holzhackschnitzeln Wärme erzeugt«, erklärt Aukamp.
»Im Rahmen der Fahrt wollen wir uns selbst informieren und den Teilnehmern vielleicht vor Augen führen, was mit heutiger Technologie möglich ist. Die Info-Fahrt steht für alle Interessierten offen«, so Junchen. Für Ströhen sei noch nichts konkret angedacht. Ob eine Biogasanlage richtig ist, ob dadurch Gas oder aber Fernwärme für umliegende Gebäude geliefert werden könne, stehe noch gar nicht fest. »Vielleicht ist auch ein Blockheizkraftwerk, das mit Holzhackschnitzeln betrieben wird, die richtige Alternative. Das wissen wir noch gar nicht«, sagt Junchen.
»Die Landwirtschaft in und um Ströhen hat jedenfalls die Kapazität, nachwachsende Rohstoffe für eine solche Anlage anzubauen und diese auch künftig zu betreiben«, stellt Christian Aukamp fest. »Insofern liegt eine besondere Chance für Pr. Ströhen in dem zentralen Ortskern und gleichzeitig der dörflichen und ländlichen Struktur.«

Artikel vom 01.02.2006