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Kahnteich wird Eislauf-Mekka

Zehn Zentimeter Stärke sind erreicht - Grünes Licht für die Kufencracks

Von Hubertus Hartmann (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Paderborn (WV). Richard Leitloff hat ein Gespür fürs Eis. Bevor er aber die grüne Flagge am Kahnteich hisst, verlässt sich der 47-jährige gelernte Gärtner lieber auf Fakten.

Als das Thermometer gestern Morgen minus acht Grad zeigte, reckte der Eismeister den Daumen empor. Zehn Zentimeter Kerneisstärke - das heißt: Bahn frei für die Paderborner Eissportfreunde. Nach zweijähriger Pause öffnete die Stadt Paderborn am Montag die 27 280 Quadratmeter Eisfläche an den Fischteichen erstmals wieder für alle, die sich trauen. Ein Ereignis, auf das Tausende von Schlittschuhläufern, Curlingfans und Eishockeyspielern in jedem Winter sehnsüchtig warten.
Obwohl am Rand noch die rote Fahne wehte, hatten sich am Wochenende bereits Scharen von Menschen auf den zugefrorenen Teich gewagt und an der Dubelohstraße ein erstes Parkchaos verursacht. »Aber das Eis hatte erst eine Stärke von sieben bis neun Zentimetern, und zehn brauchen wir mindestens«, erklärt Gustav Robrecht (49) vom städtischen Umwelt- und Grünflächenamt. »Wer es vorher wagt, tut das auf eigene Gefahr, wenn wir die Eisfläche offiziell frei geben, ist die Stadt auch in der Verkehrssicherungspflicht.«
Robrecht stützt sich auf statische Berechnungen: Ab zehn Zentimetern Eisstärke dürfen bis zu 3000 Menschen auf den Teich, bei 15 Zentimetern 4500. Mit einer Messkluppe kontrolliert Eismeister Leitloff die Belastbarkeit an vier verschiedenen Stellen.
Er macht den Job seit 1987. Damals öffnete der Sportausschuss den Kahnteich erstmals per Beschluss für Kufencracks. Seitdem erfreut sich die Eisfläche großer Beliebtheit. Wenn's richtig knackig kalt ist und das Eis mindestens 15 Zentimeter misst, veranstaltet die Stadt sogar eine Eisdisco unter Flutlicht.
Was - sehr zum Bedauern der Bevölkerung - leider nur selten vorkommt. Zuletzt im Jahr 2003. In vielen Wintern erreicht das Eis überhaupt nicht die erforderliche Dicke. Der letzte Supereislaufwinter liegt genau zehn Jahre zurück. »Damals war der Kahnteich vom 28. Dezember bis zum 7. Februar ausreichend zugefroren und das Eis bis zu 20 Zentimeter dick«, erinnert sich Leitloff. In seinem Kontrollbuch hat er alles genau dokumentiert. Zwischen 10 und 18 Uhr ist auch ständig eine Aufsicht vor Ort. »Im dünneren Randbereich hat sich schon mal der eine oder andere nasse Füße geholt, aber richtig gebrochen ist das Eis noch nie«, erzählt Leitloff. Und zudem ist der Kahnteich kaum irgendwo tiefer als einen Meter.
Ärgerlich sind nur die vielen Zerstörungen, die jene Zeitgenossen angerichtet haben, die zu früh aufs Eis gingen. Gegen Huckel und eingefrorene Äste können auch die fleißigen Arbeiter mit ihren Schneefräsen und Kehrbesen wenig ausrichten.

Artikel vom 31.01.2006