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Glanz in Technik
und Gestaltung

Klavierduo im Kammerkonzert

Von Wolfgang Günther
Paderborn (WV). Als Abschluss der »Festwoche« zu Mozarts Geburtstagsjubiläum konnte das vierte Kammerkonzert in der Paderhalle angesehen werden: es war ein Klavierabend zum Mozart- und Schumann-Jahr mit dem Klavierduo Genova/Dimitrov, durch ein früheres Konzert dem Paderborner Konzertpublikum bekannt.

Mit drei Werken von Mozart im ersten Teil des Abends sollte das Genie geehrt werden. Eröffnet wurde das Konzert mit der Fantasie f-Moll KV 608; dieses eigentlich als »Orgelwerk in einer Uhr« komponierte Werk, das auch als Orgelwerk für einen Spieler bearbeitet wurde, präsentierte das Duo hier als vierhändiges Klavierstück. Durch ein anfangs etwas zügig genommenes Tempo blieb die Gestaltung stellenweise flächig, harmonisch nicht transparent genug und in der Diktion nicht ganz frei von kleinen Ungenauigkeiten. Die schöne gesangliche Stimmführung der Fuge war jedoch beeindruckend.
Die Fuge c-Moll im anschließenden Werk KV 546 komponierte Mozart zunächst für zwei Klaviere; das Adagio (im Original für Streichquartett) fügte Mozart später hinzu. Leider erreichte das Klavierduo im Adagio nicht die Ausdruckstiefe, die der Aussage des Werkes angemessen wäre; kraftvoll gestaltet war die Fuge.
Einen ersten Höhepunkt erreichte das Duo in der ausgezeichneten Darbietung der Sonate D-Dur KV 448; hier entsprachen sich technische und ausdrucksmäßige Gestaltung in jeder Phase. der überzeugende dynamische Aufbau, die absolut sichere und leichtgängige technische Präsenz und die Homogenität in der Gestaltung beeindruckten. Dabei sollten auch insbesondere die feinen dynamischen und äußerst sensibel eingesetzten agogischen Nuancen erwähnt und gewürdigt werden, durch die diese Interpretation eine recht individuelle, persönliche Gestaltung erhielt - vor allem im Andante mit der zart hervortretenden Melodie. Durch eine fast witzig und fröhlich angelegte Darbietung wirkten die kleinen motivischen Überraschungen wie ein recht unterhaltsames Spiel - ein echtes Hörvergnügen.
Nur zwei originale Werkgruppen für vierhändiges Klavierspiel hat Schumann uns geschenkt: die »Bilder aus dem Osten« (op. 66) kamen hier zur Aufführung. In fein abgestuften Farben des Klaviers gab das Duo jedem dieser sechs Impromptus ein individuelles Klangbild. Der Höhepunkt des Abends waren die »Variationen über ein Thema von Haydn« (op. 56) von Brahms. Es war eine großartige und nachhaltig beeindruckende Interpretation, die durch hervorragende technische und gestalterische Fähigkeiten Glanz erhielt.
Mit drei Zugaben bedankte sich das Duo für den begeisterten Beifall. Zunächst gab es zwei Werke von Gershwin: das Erste Präludium und eine ergreifende Version von »Summertime« aus der Oper »Porgy and Bess«. An den 100. Geburtstag von Schostakowitsch erinnerte das Duo mit einer Toccata.

Artikel vom 31.01.2006