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Aus Briefen an die Redaktion

»Eine teure
Luftnummer«
Den Rotorblatt-Austausch am ersten Windrad in Borgholzhausen (wir berichteten Samstag) hat ein WB-Leser verfolgt. Er nimmt den Bericht zum Anlass, um sich grundsätzlich über das Thema Windenergie zu äußern.

Eines vorweg: In schwindelerregender Höhe bei Minusgraden und böigem Wind tonnenschwere Rotorblätter an Windrädern auszuwechseln ist eine respektable Leistung der Monteure der Firma Enercon. Auch sollte man - für sich betrachtet - Windräder als Meisterwerke der Ingenieurkunst ansehen.
Wozu ist aber der ganze Aufwand gut? Frau Ihde behauptet, ihr Windrad könne 250 Haushalte mit Strom versorgen. Seit Jahren hört man immer wieder derartiges, aber noch nie hat man 250 Haushalte an ein Windrad angeschlossen. Würde das einmal konkret zum Beispiel für die Zeit der Fußballweltmeisterschaft gemacht, kein Windradbetreiber würde das überleben.
Warum? Weil die Windräder von Frau Ihde die benannten Haushalte nur 1800 Stunden im Jahr mit Strom beliefern, schließt man sich der vereinfachenden Rechnungsweise von Frau Ihde an. Das Jahr hat aber 8670 Stunden. Wer also versorgt die Haushalte während der übrigen 6960 Stunden im Jahr?
Das müssen notwendigerweise die konventionellen Kraftwerke übernehmen, die zudem wegen der unregelmäßigen Stromerzeugung der Windräder während der übrigen 1800 Stunden ständig parallel im Leerlauf oder Teillastbetrieb nebenher betrieben werden müssen, um bei »Stromdellen« kurzfristig einspringen zu können.
Die dadurch entstehenden Mehrkosten werden von den Wirtschaftsministern im Rahmen der Strompreisgenehmigung anerkannt. Damit erhöht sich der Dreifach-Strompreis der Windräder praktisch auf das Vierfache des normalen Preises.
Beim Parallelbetrieb der Kraftwerke wird notwendigerweise Kohlendioxid produziert. Die dabei entstehende Menge macht ungefähr 80 Prozent der vorher durch den »Windstrom« eingesparten Menge aus. Es bleiben also 20 Prozent Ersparnis. Das sind somit nach den Angaben von Frau Ihde 200 Tonnen pro Windrad und Jahr.
Für mathematisch Interessierte sei festgehalten, dass die Atmosphäre der Erde 5,27 Billiarden Tonnen Kohlendioxid enthält. Wieviel Prozent sind dann 200 Tonnen? Im Jahr 2000 entstanden zum Beispiel in China durch energiebedingte Emissionen drei Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Dieser Wert wird nach heutigen Berechnungen bis 2020 auf 5,5 Milliarden Kohlendioxid steigen. Wieviel Prozent sind dann 200 Tonnen?
Weil das so ist, bleibt bei näherem Hinsehen und Durchrechnen die Feststellung, dass Windräder in unserem Breitengrad für den Betreiber eine Lust- und für die Bevölkerung eine teure Luftnummer sind.

MARTIN WIEHAGEBuchenweg 2833824 Werther

Artikel vom 31.01.2006