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Alpträume und unheimliche Pechsträhne

Handball: Sorgen in Halle und Versmold

Altkreis (star/guf). Dem Alptraum in der Schlussphase folgte eine schlaflose Nacht. Karl-Heinz Klenke, Trainer der Haller Oberliga-Handballerinnen, schwirrten immer wieder die 19 Horrorminuten des Nachmittags durch den Kopf.

24:18 hatten seine Schützlinge im Kellerduell mit ASV Hamm geführt, die wegweisende Partie dominiert. Der völlig überraschende Einbruch und die bittere 29:32-Niederlage sorgten rund um die Masch für einen Schock. Sogar die obligatorische Teambesprechung unmittelbar nach dem Schlusspfiff fiel aus. Klenke war viel zu sehr mit seiner aus den Fugen geratenen Gefühlswelt beschäftigt, um die richtigen Worte zu finden -Êseine Spielerinnen ohnehin nicht aufnahmefähig. Es schien, als ob Union Halle gerade in die Verbandsliga abgestiegen sei.
Dabei haben es die Lindenstädterinnen noch immer selber in der Hand, in einer turbulenten Saison mit vielen Ausfällen und einem Trainer-Rücktritt für ein Happy-end zu sorgen. Der punktgleiche Kontrahent aus Witten patzte ebenso wie Schlusslicht Ennigerloh. »Es haben wieder alle für uns gespielt, nur wir selber nicht«, bemerkte Klenke. Das muss sich kommenden Samstag ändern. Im Abstiegs-Endspiel bei TV Ennigerloh ist ein Sieg Pflicht. Bis dahin gilt es für den Haller Trainer, seine angeschlagenen Spielerinnen wieder aufzurichten. Aufmunternde Worte helfen jetzt vermutlich mehr als ein knüppelhartes Übungsprogramm.
Mut für die Zukunft sollte auch die Personalie Sandra Huck machen. Unions überragende Torfrau streifte Sonntag erstmals nach der Geburt ihres Sohnes Luca Alexander wieder das Trikot über und absolvierte das Aufwärmprogramm. Gegen Hamm stand sie nur für den Notfall zur Verfügung, weil Rebecca Preuß ausfiel, und kam noch nicht zum Einsatz. Wann sie wieder zwischen den Pfosten steht, wird Sandra Huck selber entscheiden. Ihr großer Ehrgeiz spricht für ein Comeback in Kürze.
Dagegen muss Männer-Landesligist Spvg. Versmold im Abstiegskampf einige Wochen auf Haupttorschütze André Ketzler verzichten. »Da fehlen uns 100 Saisontore - André ist nicht zu ersetzen«, sagt Detlef Hein unumwunden nach dem Fingerbruch des Linkshänders. Und trotzdem versprüht der Trainer keinen Funken Resignation: »Ich hoffe gerade jetzt, nach der kämpferisch starken Leistung in Brockhagen auf eine Trotzreaktion. Da muss ein Ruck durch die Mannschaft gehen.« Jetzt trifft es den Tabellenvorletzten natürlich doppelt schwer, dass sich Linkshänder Tim Schwengber für den Rest der Serie abgemeldet hat. Der Student aus Bielefeld muss wegen diverser Studienpraktika mit einem voll gepackten Arbeitstag und -abend vorerst passen. »Wir müssen die Last irgendwie auf Karsten Tappmeier, Sebastian Samu und André Westmeier verteilen. Auch Jens Meyrahn ist eine Option für die Halbposition«, sagt Hein. In der Deckung soll überwiegend Rainer Nowak den Ketzler-Part übernehmen.
Wichtiger als alle Gedankenspiele um Namen und Positionen ist aber die kämpferische Entschlossenheit, mit der die Mannschaft die nächsten Aufgaben angeht. Das Heimspiel gegen Nordwalde und danach gleich vier Derbys in Serie (Isselhorst/A, Steinhagen/H, Hörste/A, Werther/H) - das sind überwiegend Spiele mit »eigenen Gesetzen«, die deshalb einer Mannschaft mit dem Rücken zur Wand eher entgegen kommen. Detlef Hein: »Wir müssen in diese Partien die positiven Aspekte aus Brockhagen mitnehmen. Dann wird hoffentlich auch endlich unsere unheimliche Pechsträhne abreißen, die für Versmold schon im Herbst 2004 mit Sven Horstmanns Ausschluss und Frank Ottes Verletzung angefangen hat.«

Artikel vom 31.01.2006