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Verein will Bäder übernehmen

SC Aquarius fürchtet bei hohen Einsparungen um die Zukunft der Einrichtungen

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne (LZ). Der Schwimmverein SC Aquarius hat vor, die drei Bäder der Stadt künftig in Eigenregie zu führen. »Auf diese Weise könnte der Haushalt um 100 000 Euro entlastet werden«, sagt Vereinsvorsitzender Burkhard Schröder. Gleichzeitig soll die Attraktivität der Einrichtungen gesteigert werden.

Das Angebot klingt verlockend, zumal der Kämmerer froh sein wird über jeden Euro, mit dem er nicht den Haushalt belasten muss. »Es soll aber keiner glauben, dass wir das gerne tun«, betont Burkhard Schröder, Vorsitzender des SC Aquarius und des Stadtsportverbandes. »Aber wir müssen es tun, weil sonst die Bäderkultur in der Werrestadt kaputt geht.« Ausgelöst wurde diese Befürchtung durch den Vorschlag des Sparausschusses, die Wassertemperaturen in den Bädern zu senken sowie Hallenbad und Lehrschwimmbecken zeitweise zu schließen. »Wenn das so kommt, werden bald gar keine Besucher mehr kommen«, meint Wolfgang Böhm, zweiter Vereinsvorsitzender.
Bislang werden das Hallen- und das Freibad sowie das Lehrschwimmbecken in Melbergen von der Stadt unterhalten. Kostenpunkt pro Jahr: mehr als 500 000 Euro - eine Summe, die auch die Schröder und Böhm nicht mit einem Schulterzucken abtun. »Wir bauen keine Luftschlösser und machen uns keine Illusionen, dass das einfach wird«, betonen sie beide. Aber durch Flexibilität, Kompensation von bestimmten Arbeiten und das Engagement von Mitgliedern sei es möglich, die Unterhaltskosten deutlich zu senken. »Wir haben 570 Mitglieder. Und es gibt auch den einen oder anderen Rentner bei uns, der sich zum Beispiel um die Grünpflege im Freibad kümmern würde«, glaubt Schröder. Zwar wollen sie Eigenleistungen erbringen, doch solle deswegen niemand von den derzeitigen Kräften in den Bädern seinen Job verlieren.
28 000 Gäste verbuchte das Hallenbad im vergangenen Jahr. »Diese Zahl ist deutlich steigerungsfähig«, meint Wolfgang Böhm. Zum Vergleich: In den siebziger Jahren waren es mehr als 120 000 Besucher. »Die Attraktivität muss gesteigert werden. Dazu gehört für mich auch, dass Spielgeräte nicht nur zu bestimmten Zeiten während einer Spielstunde, sondern bei Bedarf ausgegeben werden.« Auch könne sich Schröder vorstellen, im Umkleidebereich Veränderungen vorzunehmen. »Dort sind 200 Umkleideschränke vorhanden. So viele Gäste sind aber nie gleichzeitig im Bad. Die Hälfte könnte man entfernen und den Platz für etwas anderes nutzen.«
Mit der Übernahme von Schwimmbädern betritt der SC Aquarius zwar Neuland, doch fremd sind dem Verein betriebswirtschaftliche Vorgänge nicht. Seit zehn Jahren betreiben die Mitglieder die Sauna »Die Dampfe« unter dem Dach des Hallenbades. »In dieser Zeit haben wir 150 000 Euro investiert. Jetzt sind wir schuldenfrei und haben die Luft zum Atmen«, sagt Burkhard Schröder. Auch sei der Gedanke, die Regie über die Schwimmbäder zu übernehmen, nicht von heute auf morgen gekommen. Böhm: »Mit diesem Gedanken tragen wir uns schon lange. Die vorgesehenen Einsparungen waren jetzt der Auslöser, die Pläne aus der Schublade zu holen.« Den beiden schwebt vor, dass der SC Aquarius einen festen Zuschuss von der Stadt erhält, der jedoch unter den aktuellen Betriebskosten liegt. »Das heißt aber nicht, dass die Stadt dann außen vor wäre.« So müsse auch das Thema Sanierung vertraglich geregelt werden. Schröder: »Das kann der Verein nicht alleine schultern.«
Ob es zu der Übernahme kommen wird, darüber entscheidet die Politik. Burkhard Schröder und Wolfgang Böhm, beide SPD-Ratsmitglieder, wollen das Vorhaben in der nächsten Sitzung vorstellen. »Es geht hier nicht um Parteipolitik«, betont der Aquarius-Vorsitzende. »Wir wollen nur kein Sterben des Schwimmvereins auf Raten. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren zu viel in diesen Verein investiert.«

Artikel vom 31.01.2006