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»Vierter König« in Pr. Ströhen

»Theater der Dämmerung« verzaubert zahlreiche Grundschulkinder

Pr. Ströhen (kne). »Wisst ihr eigentlich, dass nicht drei, sondern vier Könige aus dem Morgenland aufgebrochen sind, um das Christuskind zu finden?« So begrüßte Friedrich Raad vom »Theater der Dämmerung« aus Düsseldorf die Schulkinder der Grundschule Pr. Ströhen.

Als besonderes »Bonbon« zum Halbjahresschluss hatte die Grundschule das Schattenspiel-Theater nach Pr. Ströhen eingeladen. »Wir haben ein Halbjahr lang fleißig gearbeitet, jetzt gibt es dafür eine Belohnung«, wandte sich Schulleiterin Uta Hartmeier an die Kinder, die gespannt auf die Geschichte warteten. »Sonst kennen wir ja nur die Heiligen Drei Könige, nun werden wir hören, was es mit dem Vierten König auf sich hat und uns vom Theater der Dämmerung verzaubern lassen.« Was die Kinder in den nächsten 45 Minuten zu sehen bekamen, war wirklich zauberhaft.
Das Theater zeigte die alte russische Legende »Der Vierte König« als Schattenspiel mit großen beweglichen Scherenschnittfiguren. Der Text wurde live über ein Mikrofon erzählt, die Handlung mit Musik von Andreas Starr untermalt. Die 14 Bühnenbilder des Stückes, jedes 1,33 Meter breit und 1,12 hoch, sind auf einer 20 Meter langen Rolle mit Glasmalfarbe aufgemalt und entführen in die Welt des Orients. Die Bühnenbilder sind, genau wie die Figuren, von Dirk Pattberg handgefertigt und werden auch von Hand bewegt. Wüstenlandschaften, Städte und fruchtbare Ebenen kann man auf der 2,20 Meter hohen und vier Meter breiten Bühne sehen, die von den verschiedensten Figuren bevölkert ist: In beindruckender Detailarbeit gefertigte Elefanten, Löwen, Pferde, Könige, Händler, Krieger und unzählige weitere Gestalten hauchen der Legende Leben ein.
Die Geschichte vom Vierten König beginnt in der Wüste des Morgenlandes, von wo die Vier Könige ihre Reise zum Christuskind antreten. Die Legende erzählt von dem unbenannten vierten Weisen, der zusammen mit Kaspar, Melchior und Balthasar dem Stern nach Bethlehem folgte. »Die Geschichte des Vierten Königs ist eine sehr menschliche«, erklärt Friedrich Raad. »Wir haben in ihr Episoden aus »Die letzte Besucherin« und »Wieviel Erde braucht der Mensch« von Leo Tolstoi eingebettet. Außerdem haben wir vier amerikanische Gospels in das Stück eingebaut, die zur Handlung passen.« Die Legende richtet sich auch an Erwachsene, ist aber auch für die Grundschulkinder verständlich und sichtlich faszinierend. Sie beobachten, wie die vier Weisen dem Stern folgen und wie der Vierte König seine Gefährten verlieren muss, da ihm immer wieder das Leid der Welt begegnet. Im Wüstensand findet er ein verletztes Kind, dessen er sich annimmt. Während seiner eigenen Reise verschenkt er seine kostbaren Edelsteine, die er eigentlich dem Jesuskind mitbringen wollte. Die drei Gefährten haben indessen nichts bemerkt und reiten unablässig dem leuchtenden Stern nach, der sie schließlich in den Stall von Bethlehem führt.
Der vierte König jedoch findet auf seinem Weg weiteres Leid, das er zu heilen sucht: Er rettet Menschen vor Elend und Sklaverei, befreit Unschuldige aus der Gefangenschaft und verliert letztendlich all sein irdisches Hab und Gut. Er findet jedoch Anschluss bei einem Nomadenvolk, das ihn herzlich aufnimmt. Unter ihnen lebt er 30 Jahre lang als ein Weiser und kluger Ratgeber der Gemeinschaft. Hier findet er seine Heimat, seine Liebe - doch die Sehnsucht nach dem Stern und dem Heiland bleibt in ihm, bis eines Tages der Stern wieder am Horizont erscheint. Der vierte König begibt sich erneut auf die Reise und gelangt nach Jerusalem. Auf dem Berg Golgatha begegnet er endlich seinem Erlöser am Kreuz. Aus den Wunden des Heilands fallen drei Tropfen Blut in die Hände des Königs - diese sind kostbarer als alle Edelsteine der Welt. »In dieser Legende geht es um die christliche Tugend der Barmherzigkeit, die wir den Kindern vermitteln wollen«, beschreibt Friedrich Raad, der mit seinem Kollegen Dirk Pattberg im Jahr 2005 mehr als 50 Mal mit dem »Theater der Dämmerung« an Grundschulen zu Gast war. Beide sind für Dramaturgie, Erzählung und Inszenierung verantwortlich. Trotz des teilweise melancholischen Grundtons hatten die Kinder sichtlich viel Freude an der Aufführung und verfolgten die Legende vom Vierten König auf seinem Weg gespannt.

Artikel vom 31.01.2006