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Varianten eines Requiems

Bachchor und Solisten feiern Mozarts runden Geburtstag

Gütersloh (WB). Die Welt feiert in diesem Jahr das 250. Geburtstagsjubiläum des »Wunderkind-Komponisten« Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791). Der Bachchor Gütersloh gab pünktlich zum Geburtstagsabend des Gefeierten und über seinen frühen Tod hinaus Unvergessenen ein beeindruckendes Konzert mit Mozarts Requiem in der voll besetzten Martin-Luther-Kirche.

Als außerordentlich gut gewählte, musikalische Einstimmung erklang zunächst das von der Empore aus gesungene Chorwerk des noch lebenden Komponisten Arvo Pärt, »An den Wasserflüssen Babels«. Diese aus höchst sensiblen Harmonien wie sanften Dissonanzen bestehende Klangmalerei endete nach den kanonisch einsetzenden Singstimmen - sie umkleideten sowohl einzeln wie im Unisono die lang anhaltenden Grundtöne der Orgel - auf einem gedehnten A-Ton. Als würde das Stimmen der Orchesterinstrumente zum Konzert gehören, übernahmen die Oboe wie die erste Geige diesen Ton, während sich der Bachchor im Altarraum postierte. Es folgte Mozarts Maurische Trauermusik c-Moll KV 477.
Vom in einer Sekund absteigenden Auftakt der Oboen an entstand durch die gegenseitige Ergänzung aller Instrumente jenes Unisono maurischer Eintracht. Ein relativ kurzes Stück konzentrierter Intensität und Tiefgründigkeit, welches das Ernste ins Hoffnungsvolle erhob. Eine bessere Einstimmung auf das in den tiefen Bässen beginnende Requiem d-Moll KV 626 hätte es wohl nicht geben können.
Unter Sigmund Bothmanns hervorragender Leitung schwoll das Bachchororchester mit großer Bläserbesetzung inklusive Bassetthorn und Kontrafagott und der Bachchor im Introitus zu den ersten, stimmgewaltigen Unisoni an. Das erste Solo der Sopranistin, Christina Beckmann war mit deren makelloser Stimme viel versprechend.
Die folgenden Soli von Andreas Wolf (Bass), Mark Adler (Tenor), Mechthild Georg (Alt) und der schon genannten Sopranistin zeichneten sich in den Solo-, Duo-, Trio-, und Quartettgesängen durch höchste Qualität aus. Eine Qualität, die auch im Ensemble gehalten wurde, die im Offertorium zu hoher Dramatik aufstieg und im Benedictus mit sich gegenseitig ergänzenden Höhen und Tiefen ausklang - zum Lob und Preis der Vollkommenheit. Der Chor wie das Orchester schufen den großen Spannungsbogen durch jenes auf den Tod hinweisende und einzigartige Werk, über welchem Mozart starb.
Das unvollendete Requiem endet nach einem unbeschreiblichen Variationsreichtum von dramatisch ausbrechenden wie getragenen, jubelnden wie von innig schöner Traurigkeit geprägten Parts mit den denkwürdigen Worten des Communio: »Ewige Ruhe gib ihnen, Herr, und das ewige Licht leuchte ihnen, mit allen deinen Heiligen, denn du bist gut.« Auch in diesem Sinne wird Mozarts Requiem als eines der ganz großen Meisterwerke der Musikgeschichte wohl nie verstummen. Johannes Zoller

Artikel vom 30.01.2006