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»Großes Vorbild als Christ
und als Sozialdemokrat«

Vlothoer erinnern sich an Begegnungen mit Johannes Rau

Vlotho (jg). Als am Freitag vor den öffentlichen Gebäuden die Landes- und die Bundesflaggen mit Trauerflor aufgezogen wurden, ahnte noch niemand, dass es neben dem Holocaust-Gedenktag noch einen zweiten Anlass geben würde.

Am Nachmittag Betroffenheit auch bei Bürgermeister Bernd Stute: »Johannes Rau war ein bewundernswerter Mann. Er strahlte Wärme und Güte aus. Nicht umsonst wurde er in erster Linie als Landesvater und nicht als Ministerpräsident bezeichnet.«
Im Gegensatz zum jetzigen Bürgermeister hat Gerhard Wattenberg als einer seiner Amtsvorgänger sehr persönliche Erinnerungen an Johannes Rau. »Ich bin stolz, dass ich ihn damals als Mitglied der Bundesversammlung mit zum Bundespräsidenten wählen durfte.« In seiner Funktion als Landrat des Kreises Herford hatte die Landesregierung Gerhard Wattenberg diese ehrenvolle Aufgabe zugetragen. Auf Landesparteitagen und als Gewerkschaftsfunktionär bei der Eisenbahn in Minden hatte der Kommunalpolitiker aus Vlotho mehrere persönliche Begegnungen mit dem damaligen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, ebenso bei einer Kundgebung in Vlotho. Gerhard Wattenberg: »Die Nachricht von seinem Tod hat mich sehr getroffen.«
Der ehemalige Vlothoer SPD-Ratsherr und Religionslehrer Helmut Urbschat gehört wie Gerhard Wattenberg der Generation von Johannes Rau an. Auch Helmut Urbschat hat den damaligen Ministerpräsidenten Anfang der achtziger Jahre bei der Kundgebung zur Landtagswahl vor großem Publikum auf dem Sommerfelder Platz erlebt. Urbschat erinnert sich noch gut an Raus Seitenhiebe auf den »Kollegen Strauß in Bayern«. Als Politiker und als evangelischer Christ sei der Verstorbene für ihn ein großes Vorbild gewesen, sagt Urbschat: »Johannes Rau hat christlichen Glauben und sozialdemokratische Überzeugung in sich vereinigt.«
Enge Verbindung hatte Johannes Rau auch zu den Vätern der Vlothoer Bildungslandschaft gehabt. Als Ministerpräsident habe er zwar nie den Jugendhof besucht, berichtet der dortige Bildungsreferent und ehemalige Juso-Vorsitzende Gerhart Schöll: »Er hat es sich jedoch nicht nehmen lassen, das Vorwort für die Biografie des Stätte-Gründers Werner Rietz zu schreiben.«

Artikel vom 28.01.2006