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Dem Kreis Höxter eng verbunden

Betroffenheit über den Tod des Alt-Bundespräsidenten Johannes Rau

Von Ingo Schmitz
Kreis Höxter (WB). Der Tod von Johannes Rau löst im Kreis Höxter Betroffenheit aus. Der ehemalige Bundespräsident und Landesvater war bei den Bürgern sehr beliebt. Häufig war Rau auch hier vor Ort. Eine der letzten Begegnungen mit dem damaligen Bundespräsidenten hatten die Nieheimer Käsewirte beim Fest im Schloss Bellevue im Jahr 2004.

»Das war ein unvergessliches Erlebnis«, erinnerte sich gestern Giovanni Guzzardi und deutete dabei auf ein Bild, das in seiner Nieheimer Pizzeria hängt. Es zeigt ihn zusammen mit Johannes Rau und dessen Frau Christina beim Sommerfest in Berlin. »Ich bin sehr betroffen. Er war ein so sympathischer Mensch. Ich überlege, ob ich seine Beerdigung besuche«, erklärte der 46-jährige Italiener, der seit 30 Jahren im Kreis Höxter heimisch ist.
»Johannes Rau hatte bei dem Sommerfest nur wenige Minuten Zeit für uns. Dennoch hat er sich sehr für uns interessiert. Er war ein Freund von Nieheim. Ich mochte ihn gern, weil er so ehrlich wirkte. Ich hätte ihm meine Stimme gegeben, wenn ich hätte wählen dürfen«, erklärte der Gastronom. Die Käsewirte hatten Rau mit seiner Frau nach Nieheim eingeladen -Êund er hatte zugesagt. »Es wäre schön gewesen, wenn er zur Eröffnung des Westfalen Culinariums gekommen wäre«, bedauerte Giovanni Guzzardi.
SPD-Landtagsabgeordneter Jürgen Unruhe betonte: »Der Tod von Johannes Rau ist für die Partei ein herber Verlust. Er war der letzte große Landesvater, der auch bei der Bevölkerung als solcher ankam.« CDU-Bundestagsabgeordneter Jürgen Herrmann betonte: »Durch den Tod von Johannes Rau haben wir eine bedeutsame Persönlichkeit verloren, die stets für Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit in Politik und Gesellschaft eingetreten ist. Rau gehörte als bekennender Christ zu einer Politikergeneration, für die es noch selbstverständlich war, ihre persönliche christliche Glaubensüberzeugung und ihr politisches Handeln unmittelbar miteinander zu verbinden. Unabhängig von manchen parteipolitischen und inhaltlichen Kontroversen zolle ich dem Lebenswerk Raus meinen Respekt. Mein Mitgefühl gehört seiner verehrten Frau Christina und seinen drei Kindern.«
»Wir alle haben gewusst, dass unser ehemaliger Bundespräsident schwer erkrankt war, aber sein plötzlicher Tod schockiert uns doch«, sagte gestern SPD-Kreisvorsitzender Johannes Reineke. Rau habe es wie kein zweiter verstanden, Menschen zusammenzuführen, zur Übernahme von Verantwortung zu ermuntern und Konflikte zu lösen. »Bruder Johannes«, dieser Name habe für Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit und christliche Tugenden gestanden. »Unvergessen ist auch seine hintergründige Feststellung: ÝDer Kreis Höxter ist viel zu schön, um so schwarz zu sein!Ü «
Herbert Cramme, Geschäftsführer der Kreis-SPD, stellte beim Blick ins Parteiarchiv fest, dass Rau etliche Male zu Besuch war und sich der Region eng verbunden fühlte. So besuchte der damalige Landesvater 1985 eine SPD-Veranstaltung in Höxter. Ein gemeinsames Foto mit dem damaligen Landtagsabgeordneten Horst Hein erinnert an diesen Aufenthalt. Außerdem war er am 3. September 1994 sowie am 3. September 1998 auf dem Marktplatz in Höxter zu erleben -Êbeide Male im Bundestagswahlkampf. 1995 eröffnete Rau in der Beverunger Stadthalle zudem den Landtagswahlkampf. Auch in Warburg und Bad Driburg war er im Laufe der Jahre zu Gast. Als er bei einem Auftritt im gräflichen Parkhotel gefragt wurde, was er denn trinken möge, antwortete Rau: »Natürlich Rheder Pils!«
In der Geschäftsstelle des SPD-Kreisverbandes, Am Markt 6, in Höxter liegt von Montag an während der Geschäftszeiten von 9.30 bis 17 Uhr ein Kondolenzbuch aus.

Artikel vom 28.01.2006