28.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ortsumgehung: Verein
zeigt Alternativen auf

Ummelner kritisieren Pläne des Landesbetriebs Straßen

Von Stefanie Westing
Ummeln (WB). Das fehlende Stück der Autobahn 33 nicht in drei Teilen, sondern in einem Stück durchzubauen, fordert der Verein »Bürger für Ummeln«. Denn dieses Vorgehen würde ihrer Meinung nach erhebliche Auswirkungen auf den geplanten Bau der Ortsumgehung (B 61 n) haben.

Vereinsvorsitzender Jürgen Hartmann wirft dem Landesbetrieb Straßen NRW »Salamitaktik« vor: »Sie wissen, dass sie den Bau der Autobahn in einem Stück nicht durchbekommen. Und nun muss Ummeln dafür büßen.« Mit dieser Aussage stützt er sich auf ein Verkehrsgutachten, das einen zügigen Durchbau der A 33 empfiehlt. Das einfach zu ignorieren, sei »menschenverachtend«, meint Hartmann. Er wirft dem Landesbetrieb vor, einfach da anzufangen, wo Planungsrecht besteht, und dann die anderen Kommunen zu zwingen, nachzuziehen. »Und dafür sollen wir den längsten Autobahnzubringer in Deutschland bekommen.« Er fordert klare Aussagen dazu, was passiert, wenn der Weiterbau der A 33 in Halle oder Steinhagen stockt. Hartmann: »Wo sind dazu die Zahlen?«
Diese Frage richtet sich an Ulrich Windhager, Leiter der heimischen Niederlassung des Landesbetriebs Straßen NRW. Dieser hatte im Verkehrsgespräch der IHK am 11. Januar als Ziel ausgegeben, das Planfeststellungsverfahren für die 3,9 Kilometer lange und 18,3 Millionen Euro teure Ortsumgehung Ummeln 2008 einzuleiten. Es habe viel Überzeugungskraft und einiger Untersuchungen bedurft, bis man sich auf eine Trassenführung geeinigt habe, hieß es da. Überzeugungsarbeit, die bei den »Bürgern für Ummeln« nicht gefruchtet hat.
»Es herrscht vollkommene Unsicherheit«, erklärt Anwohner Marco Dahlkötter. Niemand von den Betroffenen weiß, wessen Haus im Weg steht, wenn die Ortsumgehung gebaut wird. Dass Ummeln entlastet werden muss, finden indes auch sie. Im Jahr 2001 passierten immerhin im Schnitt 22 000 Autos täglich die Ortsdurchfahrt. Doch ein 2002 erstelltes Gutachten attestiert auch, dass Ummeln durch die A 33 um 3500 Fahrzeuge täglich entlastet würde - und zwar ohne Ortsumgehung. Ein anderes Gutachten vom Landesbüro der Naturschutzverbände NRW lehnt die Ortsumgehung übrigens grundsätzlich ab.
Was die Vereinsmitglieder neben diesen aus ihrer Sicht nicht bedachten Fakten besonders stört, ist die Tatsache, dass sie von vielen als Unruhestifter abgestempelt würden. Dabei kritisieren sie nicht nur, sondern zeigen auch alternative Wege zur B 61 n auf - Möglichkeiten, die es nicht erfordern, annähernd 20 Gebäude dem Erdboden gleich zu machen.
»Eine Alternative wäre ein Durchstich vom Südring zur Brockhagener Straße. Die ist sowieso besser ausgebaut als die alte Bundesstraße«, schildert Sylke Partanen. »Dort geht es um zwei Häuser, die enteignet werden müssten. Die Tankstelle und der Brackweder Hof sind so gebaut, dass eine Durchfahrt angelegt werden könnte.« Wenn man diese dann noch mit einem Lärmschutz versehen würde, bekäme man einen Teil der Autos, die nun täglich durch Ummeln fahren, über die Brockhagener Straße gelenkt, sagt auch Hartmann. »Bei dieser Alternative müsste die Stadt Bielefeld die Kosten übernehmen, bei der B 61 n Land und Bund. Aber beides trägt sowieso der Steuerzahler, da wäre es doch günstiger, zwei Eigentümer und den Lärmschutz zu bezahlen, als 20 Hausbesitzer zu enteignen«, gibt Sylke Partanen zu bedenken. Als zweite Alternative nennt sie die Reaktivierung des Ummelner Bahnhofes, um einen großen Teil des Pendlerverkehrs wieder auf die Schiene zu bekommen. »Aber für den Ausbau des Schienenverkehrs fließen nur zwei Prozent der Landesmittel nach Ostwestfalen-Lippe«, weiß sie. »Dabei wäre die Restaurierung des Bahnhofs billiger als die fast 20 Millionen Euro für eine 3,9 Kilometer lange Trasse.«

Artikel vom 28.01.2006