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Von Buckelpisten beeindruckt

Nordrhein-westfälischer Verkehrsminister Oliver Wittke in Salzkotten

Von Marion Neesen (Text) und Wolfram Brucks (Foto)
Salzkotten (WV). Es muss ihn im Bulli mit Bauamtsleiter Ludwig Bewermeier am Steuer wohl ordentlich durchgeschüttelt haben. Denn als der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Wittke nach einer Fahrt über Salzkottens Problemstraßen im Rathaus eintraf, war ihm klar: An der Wewelsburger Straße sowie der Eichfeldstraße muss etwas getan werden.

»Dass die Straßen in NRW nicht überall gut sind, war mir klar«, so der Verkehrsminister, der gleichzeitig der Vorgängerregierung vorwarf, einen Investitionsstau in Höhe von 300 Millionen Euro auf den Straßen hinterlassen zu haben: »Hier ist geschludert und nicht das Nötige getan worden, um den Status Quo zu halten.« Dennoch bezeichnete Wittke die so genannte Integrierte Gesamtverkehrsplanung (IGVP) als objektives Instrument für die Realisierung von Straßenbauprojekten anhand des Kosten-Nutzen-Verhältnisses. Hier waren die beiden Salzkottener Straßen nicht an erster Stelle notiert worden, so dass eine Maßnahme in den nächsten 15 Jahren unwahrscheinlich ist. Dennoch stellte der NRW-Verkehrsminister eine Lösung für die Flughafenzubringer in Aussicht und nahm dankbar zur Kenntnis, dass eventuell auf den Bau eines Rad- und Fußweges verzichtet werden könne. Es könnten nicht immer 1a-Lösungen, dafür aber mehr 1b-Lösungen realisiert werden.
Oliver Wittke weilte gestern auf Einladung von Salzkottens Bürgermeister Michael Dreier und der Landtagsabgeordneten Maria Westerhorstmann (CDU) nach dem Motto »einmal sehen ist besser als fünfmal lesen« in Salzkotten. Bevor es auf die Sälzer-Buckelpisten ging, hatte Wittke der Dreckburg einen Besuch abgestattet. »Hier sind die 330000 Euro Landeszuschüsse wirklich gut angelegt«, lobte der Verkehrsminister das besondere Engagement des freischaffenden Künstlers Erhard Christiani und der Innenarchitektin Freya von Wahl. Spontan übernahm er die Schirmherrschaft für das 650. Burgjubiläum im nächsten Jahr.
»Ich habe den Eindruck, Salzkotten ist eine dynamische Stadt mitten im Aufbruch«, sagte Wittke später im Rathaus. Den bleibendsten Eindruck werde aber wohl der Verkehr auf der B 1 hinterlassen. Rund 20 Minuten hatte die Fahrt von der Eichfeldstraße zum Rathaus gedauert, da die B 1 zum Feierabend wie üblich völlig verstopft war. »Ich dachte schon, Sie hätten den Verkehr extra für mich organisiert«, so Wittke, der solche Verhältnisse nur aus dem Ruhrgebiet kannte. Hier bescheinigte er dringenden Handlungsbedarf. Wenn der Vorentwurf für die Umgehung im Sommer fertig sei, müsse man schnell ins Planfeststellungsverfahren kommen. Maut für autobahnflüchtigen Transitverkehr werde es auf Nordrhein Westfalens Bundes- und Landesstraßen allerdings nicht geben, so Wittke. Jedoch kündigte er für Anfang März eine Untersuchung über mautverdrängten Lkw-Verkehr und auch dessen Verlagerung bei einer Sperrung der Landes- und Bundesstraßen für Transitverkehr an. Dann könne man auch Aussagen für die B 1 in Salzkotten und die B 68 in Lichtenau treffen. Schließlich wolle man Probleme lösen und nicht verlagern.

Artikel vom 28.01.2006