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Überall Rhythmus, bei dem jeder mit muss

Jazz Band Ball gut besucht und in bester Stimmung

Von Andrea Pistorius (Text und Fotos)
Paderborn (WV). Als die Boogie-Queen auf ihrem Piano Liegestütze stemmte, war das ohnehin schon begeisterte Publikum restlos hin und weg. Denn auch ohne Showeinlagen wie diese war das Programm des gut besuchten 22. Jazz Band Balls in der Paderhalle musikalisch betrachtet einfach klasse.

Die temperamentvolle Pianistin Anke Angel aus den Niederlanden brauchte nur wenige Minuten, bis sie die Ballgäste um ihr Instrument auf der Foyer-Bühne versammelt hatte. Rasant flogen die Finger über die Tasten, übermütig blitzten ihre Augen und sobald eine Kamera auftauchte, ließ sie ihre drei Bandmusiker allein weiter spielen, während sie sich in wechselnden Posen ins rechte Blitzlicht rückte. Das Publikum bekam was zu sehen und zu hören und hatte daran mächtig viel Spaß. Ganz anders, aber nicht weniger mitreißend verstand es die Al Jones Blues Band die Ballbesucher in Bewegung zu bringen. Sobald die Saiten metallisch aufjaulten und das Schlagzeug einen treibenden Rhythmus vorlegte, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen und auf der Tanzfläche wurde der Platz ziemlich knapp. Das aus exquisiten Musikern bestehende Quintett hatte den Blues tatsächlich im Blut und bekam sofort einen Draht zum Publikum.
Ruhiger, aber keinesfalls langweilig ging es bei Andor's Jazzband zu, einer Combo, die den Oldtime-Jazz pflegt und das mit viel Blech, einem Banjo und nostalgischem Charme. Dixie und Charleston luden ein zum Tanzen, und manches Paar hatte sich zu dieser Musik im Stil der 1920er Jahre ausstaffiert.
»Jackpot« war die einzige Formation an diesem Abend, die schwächelte. Die Herren wirkten ein wenig gelangweilt und schienen nicht ganz einig zu sein, was denn gespielt werden sollte. Wirklich tanzbar waren ihre Swing-Arrangements nicht, gingen als akustische Pausenbegleitung aber gut ins Ohr.
Jazz Club und Paderhalle hatten als Veranstalter-Duo wieder für eine geschmackvolle Cotton-Club-Dekoration gesorgt. Dazu passte in den Tanzpausen ein »Louisiana Teller« mit Häppchen wie sie wohl in den Südstaaten beliebt sein sollen und dazu ein zitroniges Salitos-Bier.
Doch bevor es sich irgendjemand im Sessel allzu bequem machen konnte, fetzten die Blues-Brüder von Al Jones wieder los, und Anke Angel erklärte ihrem Publikum, dass Boogie Woogie ganz einfach zu spielen sei. Hartmut aus der ersten Reihe tippte brav »Plimplim« in den oberen Oktaven, während die Queen den Sound mit tiefen Tönen füllte. Die Zuhörer hatten wieder Spaß, der nur noch durch die Jam-Session getoppt werden konnte.

Artikel vom 30.01.2006