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Von Pfarrer Manfred Pollmeier

Das Wort zum Sonntag


Wir wollen euch kämpfen sehen. So heißt es demnächst wieder in den Fußballstadien und ganz gewiss bei der Fußballweltmeisterschaft im Sommer. Fans rufen diesen Satz ihrer Mannschaft zu, damit sie sich mehr engagieren. Meistens liegt der eigene Fußballclub hoffnungslos zurück, doch wenn schon verloren wird, dann bitte nicht mit gesenktem Haupt, sondern indem gekämpft wird. Und tatsächlich sind die Fans ihrer Mannschaft bei einer Niederlage nicht böse, wenn sie sich doch wenigstens bis zuletzt angestrengt hat.
Was beim Fußball und anderen Sportarten selbstverständlich ist und sogar im Beruf, ist im persönlichen Bereich viel komplizierter. Nur wenigen gelingt es, um die Ehe zu kämpfen, denn viel zu groß ist oftmals die Enttäuschung und die Angst, verletzt zu werden. Die vielen Scheidungen in unserer Gesellschaft sprechen für sich und weniger dafür, dass um den anderen, um die Ehe gerungen wird.
»Wir wollen euch kämpfen sehen«, möchte ich allen zurufen, die sich Christen nennen. Auch hier scheint der Kampf um den Glauben und für die gute Sache Jesu nicht stattzufinden. Höre ich doch auf meinen Hausbesuchen oft, dass man früher bei Wind und Wetter zur Kirche gegangen ist, dass man einen Onkel im Presbyterium hat oder selbstverständlich regelmäßig gebetet hat. Dann haben sich im Laufe der Zeit andere Dinge davor geschoben.
In einer Geschichte heißt es: Ein Mönch, der einmal einem anderen Mönch begegnete, fragte ihn: Wie kommt es, dass so viele das Mönchsleben aufgeben? Der zweite Mönch antwortete: Das geht im Mönchsleben wie mit einem Hund, der einem Hasen nachsetzt. Viele andere Hunde schließen sich an. Doch dann kommt der Augenblick, in dem alle, die den Hasen nicht sehen, müde werden. Und einer nach dem anderen läuft davon.
Durch Karriere im Beruf, durch Freunde, die sich über Gott und seine Kirche lustig machen oder durch die Verpflichtungen in der Familie wird Jesus nicht mehr gesehen. Selbst ehemals treue Gefolgsleute Jesu machen die Erfahrung, den Glauben zu verlieren und das, was ihnen einmal wichtig war, zu vergessen. Die Botschaft Jesu gerät in Vergessenheit. Als der Apostel Andreas einmal seinem Bruder Simon begegnete, sagte er zu ihm: »Wir haben den Messias gefunden«, und dann heißt es im Evangelium weiter: »Er führte ihn zu Jesus«. Der Glaube braucht den persönlichen Einsatz, der sicherlich Mühe macht. Ohne Kampf, wie es Paulus einmal meinte, ist der Siegespreis nicht zu holen. Das Ziel ist der Messias, für das es sich lohnt zu kämpfen. Denn er allein verheißt uns ein Leben, das Orientierung und Sinn schenkt. Er tröstet uns, wenn alles verloren scheint und gibt Halt, wenn einem der Boden unter den Füßen weggezhogen wird. Doch ein Christ ist kein Christ! Glaube wird durch Menschen vermittelt. So wie eine Kerze an der anderen angezündet wird, so entfacht sich der Glaube am Glauben. Lassen wir uns zu Jesus führen, und wenn wir können, führen wir andere zu ihm.

Artikel vom 28.01.2006