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Die Wiege der CDU
stand auch in Herford

740 Mitglieder und Gäste feiern im Schützenhof

Von Peter Schelberg (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Herford (HK). Auch in Herford steht die Wiege der heutigen Volkspartei CDU: Daran erinnerten Kreisvorsitzender Wolfgang Aßbrock und Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers, der als Ehrengast bei der Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen des CDU-Kreisverbandes Herford am Samstag im Stadtpark-Schützenhof mit begeistertem Beifall begrüßt wurde.

Wahlplakate aus sechs Jahrzehnten säumten den Weg in den Saal - Porträts der CDU-Granden von Adenauer bis Merkel und Blumenbouquets schmückten die Bühne, auf der Musiker der NWD die etwa 740 Mitglieder und Gäste mit Mozart-Klängen einstimmten. Am 28. Januar vor 60 Jahren fand der Gründungsparteitag statt, wurde der Fabrikant und Oberbürgermeister Dr. Erich Holzapfel zum Vorsitzenden der Christdemokraten in Herford bestimmt, berichtete Kreisvorsitzender Aßbrock in seiner Begrüßung. Sechs Tage zuvor, am 22. Januar 1946, war im kleinen Saal des hiesigen Rathauses Dr. Konrad Adenauer zum Vorsitzenden der neugegründeten CDU in der britischen Besatzungszone gewählt worden. Schon ab Mai 1945 hatten sich im Gebäude der Inneren Mission in der Mönchstraße Bürger getroffen, die »alle Menschen guten Willens« zum politischen Zusammenstehen aufforderten und die große politische Linie festlegten. Hochburgen der CDU waren über viele Jahre Herford und Vlotho.
»Wir mussten alles neu machen«, zitierte Ministerpräsident Rüttgers den ersten Kanzler der Bundesrepublik, denn nach dem Krieg musste Deutschland nicht nur materiell, sondern vor allem geistig wiederaufgebaut werden. Die im christlich-abendländischen Menschenbild programmatisch verankerte CDU habe den Menschen dabei einen klaren Kompass geboten: »Er hieß Selbstbestimmung statt Planwirtschaft, soziale Marktwirtschaft statt Sozialismus oder Kapitalismus, Föderalismus statt Zentralismus, christliche Wertegemeinschaft statt konfessionelle Spaltung, Westbindung und europäische Integration statt Nationalismus.« Grundlegende Weichenstellungen der Bundesrepublik habe die CDU vorgenommen - als Beispiele nannte Rüttgers Westbindung, deutsch-französische Freundschaft, europäische Integration und die Wiedervereinigung: »Sie waren die großen Erfolgsrezepte für einen bis dahin einmaligen Wohlstand in Frieden und Freiheit.«
Rüttgers weiter: »Heute stehen wir nach sieben Jahren gescheiterter rot-grüner Experimente wieder vor einem Neuanfang im Geiste unserer Prinzipien und Grundwerte. Wir brauchen eine Wiederbelebung der sozialen Marktwirtschaft.« Das gehe nur durch Selbstbestimmung und Selbstverantwortung: »Nordrhein-Westfalen muss wieder zum Land der neuen Chancen werden«, forderte der Ministerpräsident. Das könne nur gelingen, wenn die Menschen nicht mehr mit Sorge und Angst, sondern mit Zuversicht in die Zukunft schauten und die Politik wieder klare Zielrichtungen vorgebe. Dazu gehöre der Aufbau eines modernen Schulsystems ebenso wie mehr Freiheit für Hochschulen und Wissenschaft, aber auch Bürokratieabbau und Verschlankung der Verwaltungen. Der Start der neuen Landesregierung sei gelungen, gab sich deren Chef selbstbewusst: »Die Aufbruchstimmung ist da.«
In seiner Rede gedachte Rüttgers auch des am Freitag verstorbenen Johannes Rau: »Er war ein großer Ministerpräsident unseres Landes.« Während seiner Amtszeit habe der SPD-Politiker »maßgeblich dazu beigetragen, dass wir vom Bindestrichland zur Heimat von 18 Millionen Menschen geworden sind«. Rüttgers: »Ich glaube, dass es richtig ist, ihm ein Vergelt's Gott nach da oben zu schicken.«
Zum Abschluss blickte der Gast aus Düsseldorf in die Zukunft: Nicht nur die CDU im Kreis Herford, auch das Land Nordrhein-Westfalen werde in diesem Jahr 60 - und das soll ausgiebig gefeiert werden, bat er, Veranstaltungen und Ideen dafür beizusteuern. Außerdem solle künftig jedes Jahr ein »NRW-Tag« begangen werden. Darum könnten sich alle Kommunen bewerben: »Und ich würde mich sehr freuen, wenn der Kreis Herford hier eine Führungsrolle übernehmen würde.«

Artikel vom 30.01.2006