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Wie die Matschbirne in die hintere Hosentasche kam

Gedächtnistrainer Gregor Staub verblüffte Gymnasium

Von Jens Twiehaus (Text und Foto)
Schloß Neuhaus (WV). Sie rufen »Tschaka, du schaffst es!« und alles wird gut: Motivationstrainer werden oft belächelt. Gregor Staub ist nicht so ein Gute-Laune-Onkel. Der Schweizer nennt sich »Gedächtnistrainer«, verspricht Top-Leistung im Eiltempo und besuchte am Donnerstag das Gymnasium Schloß Neuhaus.

Er selbst sieht sich als aufsteigenden Stern in der Krise der Trainer. Als »Nummer eins in Europa« bezeichnet er sich, hält hochdotierte Vorträge bei Top-Managern (Seminarkosten: 790 Euro) und ist ständig präsent in Presse und Fernsehen. Aber an Schulen komme er besonders gerne, sagt der 51-Jährige: Um Schülern zu helfen und auch ein bisschen, um seine CDs unters Volk zu bringen.
Zum Neuhäuser Gymnasium (GSN) kam Gregor Staub auf Initiative des Direktors Bernhard Gödde. Der lernte Staub auf einem Kongress in Ulm kennen, war begeistert und dachte sich: »Das muss ich meinen Schülern mal zeigen«, berichtet Gödde. Und so kam der Schweizer mit dem typischen Akzent Donnerstag kostenlos ans GSN und versuchte, Schülern und ihren Eltern blitzschnell zu einem besseren Gedächtnis zu verhelfen.
In der zum Bersten gefüllten Aula führte er die »Mnemo-Technik« vor. Dabei verknüpft der Lernende Begriffe mit einer Geschichte, legt sie gedanklich in einem Raum oder am eigenen Körper ab. So lernte Staub in Windeseile eine Wörterliste auswendig, indem er etwa den Begriff »Matschbirne« in seine Gesäßtasche steckte. Birne rein, hinsetzen und fertig ist die Matschbirne. Und auch die letzten zehn amerikanischen Präsidenten hatten die verblüfften Zuschauer schnell im Griff.
Abiturient Jan Schumacher war noch zwei Stunden später verblüfft: »Ich kriege immer noch alle Namen auf die Reihe.« Sebastian Steinig war schon etwas skeptischer. Ob es wirklich nachhaltig sei, bezweifelte er, aber »amüsant« sei es in jedem Fall gewesen. Denn: »Mit Spaß zu schnellen Erfolgserlebnissen« lautet Staubs Motto. Eine Mischung aus ungläubiger Faszination nach Vorbild des Schweizer »Löffelverbiegers« Uri Geller, gleichzeitig aber flink und witzig wie der Landsmann aus der bekannten Kräuterbonbon-Werbung.
Zum »Gehirnakrobaten« wurde der ehemalige Marketing-Profi, obwohl er einst ein ganz schlechtes Gedächtnis hatte. »Mit 16 Jahren musste ich deshalb von der Mittelschule gehen«, erzählte er. Trotzdem schaffte Staub den Aufstieg in die Geschäfts-Elite, verlor dann aber Haus und Autos und stand vor dem Nichts. Da fiel ihm eine Kassette mit der Gedächtnis-Methode aus den USA in die Hände. »Ich war begeistert, war aber gleich sicher, dass das noch besser geht«, erinnert er sich. Damit begann sein Aufstieg zum Trainer, der zuerst wie ein Werbegag klingt. Aber das weist Staub von sich und betont: »In jeder Krise steckt eine Chance.« Ein Motivationstrainer hätte es wohl nicht besser sagen können.

Artikel vom 28.01.2006