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Aktionäre drängen Smart ab

Daimler-Chrysler soll die verlustreiche Kleinwagenmarke verkaufen

Stuttgart (dpa). Der Druck auf den neuen DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche wächst, eine Entscheidung über das Sorgenkind smart zu fällen. Nach den Großaktionären aus Kuwait und Dubai fordern nun weitere Anteilseigner der DaimlerChrysler AG unverhohlen einen Verkauf der Kleinwagenmarke, die seit der Einführung 1998 Milliardenverluste angehäuft hat.

»Meiner Einschätzung nach sollte Smart verkauft werden«, sagte Union Investment-Managerin Pia Hellbach der »Financial Times«. Die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken hält nach eigenen Angaben 1,5 Prozent am DaimlerChrysler-Grundkapital.
Activest-Manager Karl Huber brachte den Verkauf oder die Schließung von Smart ins Spiel. Falls es eine Gelegenheit geben sollte, die Sparte abzustoßen, wäre das großartig, sagte er. Viele Analysten plädieren ebenfalls für einen klaren Schnitt. Zetsche hatte jedoch erst kürzlich betont, die eingeschlagene Sanierung werde fortgesetzt. Im Frühjahr 2005 hatte der Stuttgarter Autokonzern bereits eine Schließung von Smart geprüft, diese wegen der hohen Kosten aber verworfen.
Stattdessen entschied sich der Vorstand für die 1,1 Milliarden Euro teure Sanierung bis 2007. Jede dritte Stelle wurde abgebaut und die Modellpalette verkleinert. Gegen eine Schließung sprechen auch vertragliche Pflichten mit Zulieferern für den neuen Zweisitzer (fortwo), der Anfang 2007 auf den Markt kommen wird. Das Auto läuft im französischen Smart-Werk in Hambach vom Band. Ob es auch einen Nachfolger für den Viersitzer (forfour) geben wird, ist unklar. Das Auto wird gemeinsam mit Mitsubishi in den Niederlanden gebaut.
Bereits am Mittwoch hatte die staatliche Kuwait Investment Authority (KIA) gefordert, die Sparte zu veräußern. »Ich glaube nicht, dass das smart-Geschäft erfolgreich reformiert worden ist. Deshalb ist die einzige Lösung, smart loszuwerden«, sagte Geschäftsführer Bader Mohammad al-Saad in »Bloomberg TV«. Der Golf-Staat Kuwait hält über die KIA 7,2 Prozent an DaimlerChrysler und ist damit größter Einzelaktionär.
Das Emirat Dubai, das etwa zwei Prozent des Aktienkapitals besitzt und Ex-Konzernchef Jürgen Schrempp gerne als Berater verpflichten würde, schloss sich der Smart-Kritik an. »Wir mögen ihn nicht, sie mögen ihn nicht«, sagte der Chef von Dubai International, Sameer al Ansari, in einem Interview. Auch Vertreter der Deutschen Bank-Fondsgesellschaft DWS haben in der Vergangenheit kein gutes Haar an Smart gelassen. Die Bank hält noch 4,4 Prozent an dem Autobauer.
Anfang des Monats hatte Zetsche in Detroit bestätigt, dass die Investmentbank Goldman Sachs mit der Suche nach Partnern für Smart beauftragt worden ist. Bei einem seriösen Kaufangebot würde Zetsche aber auch nicht zögern, Smart abzustoßen, heißt es in Branchenkreisen. Angesichts der hohen Verluste der Marke würde DaimlerChrysler jedoch wohl keinen besonders hohen Preis erzielen können. Sollte Smart aber im kommenden Jahr operativ an die Null-Linie herankommen, hätte der Konzern eine stärkere Verhandlungsprosition. Der italienische Motorradhersteller Piaggio hatte vor ein paar Tagen Übernahmeabsichten dementiert.

Artikel vom 27.01.2006