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Volkstrauertag
ist noch nicht aufgearbeitet

Spannende Schützenversammlung

Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen (WB). Die Feierstunde zum Volkstrauertag sollte besser im Rathaussaal oder in der Wandelhalle vollzogen werden - und nicht in der Kirche. Diese Forderung ist Inhalt eines Bürgerantrages von Dieter Braun. Der Vizevorsitzende des Schützenvereins greift damit den Streit um die Form des Gedenkens wieder auf.

Dieter Braun nimmt in seinem Antrag an den Bürgermeister Bezug auf die »Irritationen und zum teil emotional von unterschiedlichen Meinungen getragenen Äußerungen von Ihnen, der evangelischen Kirchengemeinde, Vereinen und Bürgern«. Er fordert: »Eine Kranzniederlegung, das Spielen des Liedes ÝDer gute KameradÜ und das Singen der dritten Strophe der Nationalhymne sollten der Abschluss der Gedenkstunde am
Kriegerdenkmal sein.« Die Kirchengemeinden, Vereine sowie alle Bürger seien aufzufordern, an der Gedenkstunde teilzunehmen. »Ein Vertreter des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge sowie eine Abordnung der Bundeswehr sollten eingeladen werden«, wünscht sich Braun. Dem Bürgermeister gibt er zu bedenken: Der Volkstrauertag sei kein kirchlicher Feiertag. »Sie, Herr Bürgermeister, sollen eine Gedenkstunde im öffentlichen Rahmen abhalten, an dem jeder Bürger, egal welchem Glauben oder Völkergemeinschaft er angehört, teilnehmen kann.« An die Wirkung dieser Maßnahme stellt er offenbar große Erwartungen: »Wenn diesem Antrag stattgegeben wird, sind alle Meinungsverschiedenheiten aus den Vorjahren ausgeräumt«, heißt es in dem Schreiben. »Denn an der Rechtmäßigkeit, den Gedenktag wie vorgeschlagen zu begehen, dürfte es keinen Zweifel geben.«
Altstadtpfarrer Bernhard Silaschi war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Streit um den Volkstrauertag hatte sich an einem Brief entzündet, den der Vorsitzende der Altstädter Bürgerschützen, Rüdiger Henke, wegen der Modernisierung der Volkstrauertagszeremonie an Silaschi gerichtet hatte. Passagen dieses Briefes, der auch auf den Gedenkbrunnen für jüdische Gewaltopfer einging, waren als antisemitisch verstanden worden. Henke wurde daraufhin öffentlich angegriffen und soll vereinsintern zum Rücktritt aufgefordert worden sein. Gestern wollte Henke dem WESTFALEN-BLATT nicht sagen, ob er bei der Hauptversammlung der Schützen am 7. Februar erneut kandidieren wird.
Der Hauptausschuss des Stadtrates hatte bereits am Mittwochabend beschlossen, dass sich Bürgermeister Klaus Mueller-Zahlmann persönlich mit dem Schreiben Dieter Brauns befassen soll.

Artikel vom 27.01.2006