28.01.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Dorfplatz Schlag 10« in Sende

Moderator Olaf Lübcke staunte über den Heideverein und ein schwarzes Huhn

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Ich war erst am Dorfgemeinschaftshaus. Da war aber niemand.« So ist das, wenn Sende für den »Dorfplatz Schlag 10« ausgewählt wird. Selbst die Sender müssen sich orientieren und gucken, welches Sende denn gemeint ist. Schließlich ist das Dorf dreigeteilt - Verl-Sende, Schloß Holte-Stukenbrock-Sende und dann gibt's noch den Schnipsel Sende auf heute Bielefelder Stadtgebiet.

Reiner Graute, Vorsitzender des Rassegeflügel-Zuchtvereins Verl-Sende, hatte am Donnerstag Abend per SMS davon erfahren, dass das WDR-Team am nächsten Morgen Sende als Dorfplatz ausgewählt hat. »Heute früh habe ich noch herumtelefoniert. Aber erwischen Sie mal jemanden an einem Freitagmorgen.« Graute hat das Vereinsschild geschnappt und sich eins seiner Hühner gegriffen, um der Aufforderung Olaf Lübckes nachzukommen. »Ein Huhn brauchen wir - oder zumindest ein Ei.«
Die Sender erstaunten den Moderator: »Wenn ich sonst auf einen Dorfplatz komme, stehen dort mindestens ein Dutzend Schützen und Feuerwehrleute.« Er musste lernen, dass es auch in Sende beides gibt. Der oberste Feuerwehrmann, Bernhard Meier, war aber mit seiner Frau Ulla »inkognito« gekommen und hatte die ganze Nachbarschaft vom Hellweg im Schlepptau. Und statt Schützen gibt's in Sende den Heideverein. Das Heidekönigspaar 2000/1 vertrat den Verein würdig - Josef und Waltraud Pollmeier traten für den Ort ein, Nachbar Hermann Heitmeier forderte, die Zeit für den »Dorfplatz«, der gestern in der Lokalzeit OWL im WDR gesendet wurde, müsste mehr als sechs Minuten betragen.
»Wir bereiten uns überhaupt nicht vor«, sagte Olaf Lübcke dem WESTFALEN-BLATT. Es wird bekannt gegeben, wer am nächsten Tag dran ist - »und dann muss das Dorf sich organisieren«. Das Team begebe sich auf die Suche nach drei bis vier Geschichten, die typisch fürs Dorf seien. »Es geht uns um die schönen Seiten und um die menschliche Komponente. Jedes Dorf hat liebenswerte Seiten.«
»Schlag 10« war längst verstrichen, als Lübcke die bestimmt mehr als hundert Sender begrüßte. Der Direktor der Elbrachtschule, Detlef Plöger, hatte seine Klasse 2a mitgebracht. Die bekam dann auch gleich eine Hauptrolle. Wie die Kinder gelernt haben, darf man beim Fernsehen ein bisschen mogeln. Es ist ja keine Live-Übertragung, also wird geschnitten. So gab es wenige Minuten nach der Begrüßung auch schon die Verabschiedung. Lübcke hatte gedichtet und Jannik aus der 2a durfte den Abschiedsreim vor der Kamera verlesen: »Ein eiskalter Dorfplatz geht zu Ende. Es grüßen die tiefgefrorenen Bürger aus Sende.«
»Für Nachwuchs habt ihr hier aber gesorgt«, sagte Olaf Lübcke, als Gerlinde Wortmeier-Stelter mit den Kindergartenkindern auf den Dorfplatz kam. Eigentlich sei das ja gar kein richtiger Dorfplatz - aber darüber brauchten sich die Sender keine Gedanken machen. Die wenigsten Dörfer hätten einen. Der Platz vor der St.-Heinrich-Kirche erfülle auf jeden Fall den Zweck. Dass die Kirche einen Großteil des gesellschaftlichen Lebens gestaltet, zeigte sich deutlich. Organist Gottfried Diekämper war mit einem ganzen Stapel Fotos gekommen, die ihn an dem göttlichen Instrument zeigen. Der Kirchenchor schien komplett angetreten zu sein, ebenso die Caritas. Und auf den Sport wird viel Wert gelegt. »Filmen Sie Willi Bokel, der kann Ihnen eine Menge über den Sport in Sende erzählen«, rief einer den Leuten vom Fernsehen zu. In der Tat: Der Schwarz-Weiß Sende, die Turngemeinschaft Sende und der Tischtennis-Verein Schloß Holte-Sende - ganz schön sportlich, die geschätzten 3000 Bürger.
Die Dorfgemeinschaft als gemeindeübergreifender Verein und die Landfrauen mit Maria Hunke und Marianne Rudnick waren da. »Wo ist Giesela Hörster, die ist Ur-Senderin und Stadtführerin. Die könnte Ihnen viel über Sende erzählen«, meinte eine Bürgerin. Ob Olaf Lübcke und sein Team sie noch aufgesucht haben - wer gestern Fernsehen geschaut hat, wird es erfahren haben. »Oder nehmt Horst Lenzen, der hat Humor und ist im Karneval aktiv.«
Nach einer Stunde war der Fernsehzauber der Kälte unterlegen und die Menge verlief sich, das Fernsehteam musste sich allein auf die Suche nach seinen Geschichten machen. Gegen 15 Uhr ging's ins Studio, um den Dorfplatz zu »schneiden«. Aber selbst nachmittags riefen noch Bürger beim WESTFALEN-BLATT an und fragten, wo denn das Fernsehen sei. Dorfplatz Sende - ist das der Holter Kirchplatz? Wird wohl Zeit, dem Platz vor der St.-Heinrich-Kirche offiziell den Namen Dorfplatz zu geben.

Artikel vom 28.01.2006