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Schulwahl ist für viele
ein großes Problem

Renate Horstkemper nimmt Stellung zur »Empfehlung«

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen (WB). Heute werden sie ausgeteilt, die Halbjahreszeugnisse. Ein Tag, dem Schüler und Eltern mit gemischten Gefühlen entgegen geblickt haben. Die Viertklässler bekommen nicht nur Noten, sondern auch die Empfehlung für den weiteren Schulbesuch. Über dieses viel diskutierte Thema sprach das WESTFALEN-BLATT mit Renate Horstkemper, der Leiterin der Grundschule Burg Ravensberg.

»Ab November verändert sich in den vierten Klassen regelmäßig die Stimmung. Bis zu den Anmeldeterminen im Februar geht es verstärkt um die Schulwahl, ein entscheidendes Thema. Wir spüren den Druck mancher Eltern, der ungewollt auf die Kinder übertragen wird«, berichtet die Pädagogin. Die Schüler brächten Diskussionsstoff von Zuhause mit - Unsicherheit, Ängste. Auch untereinander entstehe Konkurrenzdruck.
»Für uns Lehrer ist es nicht einfach, eine solche Empfehlung auszusprechen. Der Übergang in die fünfte Klasse ist eine Weiche. Doch vieles, wie die Auswirkungen der Pubertät, können wir nicht einschätzen«, so Renate Horstkemper. Die meisten Entscheidungen, welche weiterführende Schule in Frage komme, würden im Konsens mit den Eltern getroffen.
Wichtig dabei sei, dass die Empfehlung zum Wohle des Kindes ausfalle. Dabei gehe es nicht nur um Noten, sondern auch um die einzelne Kinderpersönlichkeit. Es müsse beispielsweise berücksichtigt werden, wie gern ein Kind arbeite, wie selbstständig es sei und wie belastbar. Die Schulleiterin: »Kinder müssen so akzeptiert werden, wie sie sind.«
Noch sei es keine verbindliche Empfehlung, und in Einzelfällen komme es auch vor, dass Eltern eine andere Schule für ihr Kind wählten, als die Grundschule vorgeschlagen habe. Hin und wieder würden Mütter und Väter auf Nummer sicher gehen. »Trotz unserer Empfehlung für ein Gymnasium mit einem kleinen ÝAberÜ, also kleineren Bedenken, wählen die Eltern dann doch beispielsweise lieber die Realschule«, erklärt die Lehrerin, die derzeit selbst eine der beiden vierten Klassen betreut. Wichtig sei, das Kind auf gar keinen Fall selbst entscheiden zu lassen, denn die Konsequenzen könne es nicht beurteilen.
Die Grundschule Burg Ravensberg bietet meistens bereits im November einen Informationsabend über die weiterführenden Schulformen an. Renate Horstkemper: »Wir haben auch einen Einschätzungszettel, den die Eltern ausfüllen. Dabei kommt es teilweise bereits zu regen Diskussionen zwischen den Müttern und Vätern.« Es sei nicht immer einfach zu beurteilen, wie gut Kinder Niederlagen oder einen längeren Schulweg verkraften könnten oder wie ihre Kombinationsgabe sei.
Im November gibt es in der Regel auch Beratungsgespräche für die Eltern. Sollten diese sich, nachdem sie die Informationsveranstaltungen der weiterführenden Schulen besucht haben, noch schwer tun mit der Wahl, dann bietet die Grundschule im Januar Sondertermine an. »Es wäre gut, wenn die Zusammenarbeit zwischen der Grundschule und den anderen Schulen weiter ausgebaut werden könnte«, sagt die Schulleiterin.

Artikel vom 27.01.2006