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»Rolf-Dieter Weishaar/Du warst wunderbar«

Lehrer in die Altersteilzeit verabschiedet - Scholz-Richter unterhält mit Experimentalvortrag

Vlotho (man). Und die Varusschlacht hat doch in Vlotho stattgefunden. Wer bisher unfundierte Zweifel an dieser These hatte, wurde bei der Verabschiedung des Mathematik- und Physiklehrers Rolf-Dieter Weishaar im Weser-Gymnasium eines Besseren belehrt.

Die Zeugnisse waren verteilt, das Wochenende stand vor der Tür - beste Voraussetzungen für eine launige und zeitlich entspannte Abschiedsfeier von einem Mann, der sich ab heute in der so genannten Freizeitphase der Altersteilzeit befindet.
Um dem 62-Jährigen einen würdevoll-fröhlichen Abschied zu ermöglichen, hatte sich Kollege Volker Scholz-Richter einiges einfallen lassen. Nachdem er angedroht hatte, sich »relativ kurz« zu fassen, ließ er sich für seine spaßige Vorführung schließlich doch die gebührende Zeit.
Um die Behauptung eines Heimathistorikers zu stützen, wonach ein Teil der Varusschlacht auf dem Bonstapel stattgefunden habe, griff Scholz-Richter zu einem Bunsenbrenner - und experimentierte. In klaren Nächten könne man noch heute die römischen Trompeten hören, lautet das Gerücht, das er so auf seine Realismus-Wahrscheinlichkeit hin abklopfte. Anschließend animierte Scholz-Richter das Lehrerkollegium zu einem Kanon, der in dem Reim endete: »Rolf-Dieter Weishaar/Du warst wunderbar.«
Kaum war der vielkehlige Gesang beendet, rief Gymnasialdirektor Dr. Helmut Heinze die biographischen Daten des scheidenden Lehrers in Erinnerung, der mehr als 35 Jahre im Schuldienst gewirkt habe. Im Jahr 1944 in Recklinghausen geboren, hatte Weishaar von 1966 bis 1970 in Marburg Mathematik und Physik studiert. Am 1. August 1975 kam er zum WGV, zudem war er von 1976 an als Fachleiter für Physik am damals neu gegründeten Studienseminar für die Sekundarstufe II in Minden tätig. Darüber hinaus engagiere sich Rolf-Dieter Weishaar, so der Direktor, »mit viel Elan im Heimatverein Vlotho sowie in der evangelischen Kirchengemeinde in Uffeln«.
Auch das gute Verhältnis zu den Schülern stellte Dr. Heinze heraus: »Während all dieser Jahre standest du deinen Schülerinnen und Schülern zur Seite, ohne auch nur ein einziges Mal den fachwissenschaftlichen und pädagogischen Anspruch deiner Unterrichtsfächer überzogen oder aufgegeben zu haben.« Rolf-Dieter Weishaar war sichtlich gerührt. Viele freundliche Worte veranlassten ihn zu der Vermutung: »Wenn ich mal Kopfschmerzen haben sollte, könnte es sein, dass es der Heiligenschein ist, der drückt.«
Ausdrücklich bedankte er sich beim Lehrerkollegium für die vergangenen Jahrzehnte - und kündigte an, die Schule hin und wieder noch zu besuchen: Stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Denn seit er gewusst habe, dass er in die Altersteilzeit wechseln könne, gehe dieses Lächeln nicht mehr weg.
Da ändert auch das Gedicht nichts, das ihm Reinhard Garl, Vorsitzender des Lehrerrats, mit auf den post-beruflichen Weg gab. Es handelte von dem Stress, den nur der Pensionär hat.

Artikel vom 28.01.2006