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Rainer Schweppe (Schulamt) und Herbert Even (r.) erörtern die Situation in Eickum.

Rotstift gefährdet die
pädagogische Arbeit

Eltern aus Eickum votieren für einen Schulstandort

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Eine Grundschule an zwei Standorten - kann das auf Dauer funktionieren? In Eickum müssen Kinder, Eltern und Lehrer seit zwei Jahren mit dieser Regelung leben. Vier Klassen befinden sich in dem Gebäude an der Stedefreunder Straße, zwei Klassen mit 50 Schülerinnen und Schülern sind in der Hausheide untergebracht. Die Schulkonferenz der GS Eickum hat ein klares Votum für einen einzigen Standort abgegeben.

Dem Beschluss war eine Informationsveranstaltung am Donnerstag Abend in der Eickumer Schule voraus gegangen, an der neben zahlreichen Eltern auch Rainer Schweppe (Schulamt) und Kommunalpolitiker Herbert Even (Grüne) teilnahmen. 150 Bürgerinnen und Bürger haben sich inzwischen in eine Unterschriftenliste eingetragen - und auf diese Weise bekundet, dass zwei Schulstandorte nicht tragbar sind. Das sieht auch Schulrätin Ursula Niemeier so, die in einer Stellungnahme schreibt: »Der von der Schule zu erfüllende Bildungs- und Erziehungsauftrag . . . ist durch zwei Standorte erheblich beeinträchtigt.« Der Unmut über die derzeitige Situation kommt nicht von ungefähr. Elf Grundschulen werden in Herford für den Offenen Ganztag um- und ausgebaut, 18 Mill. Euro werden investiert. 9,2 Mill. Euro fließen an Landesmitteln. Von den reinen Baukosten (16,1 Mill. Euro) sollen allerdings nach einem Votum des Herforder Rates 15 Prozent eingespart werden. Ein in Eickum geplanter Anbau (750 000 Euro), der Raum für vier Klassen schaffen würde, droht diesem Sparbeschluss der Politik nun zum Opfer zu fallen. »Damit würde Eickum den Rotstift am stärksten spüren«, sagt Schulleiterin Katja Urban.
Die GS Eickum gehörte mit zu den ersten Gebäuden, die vor drei Jahren eine schmucke Mensa erhielten, die sich als Multifunktionsraum nutzen lässt. Als Grundschüler aus Stedefreund der Schule in Eickum zugewiesen wurden, reichten die räumlichen Verhältnisse nicht mehr aus. Fortan wurde die ehemalige Hauptschule an der Hausheider Straße mit benutzt. Doch dieses Gebäude gilt als sanierungsbedürftig. 250 000 Euro müssten aufgebracht werden, um alle Mängel zu beseitigen. Katja Urban: »Im Dezember ist dort dreimal die Heizung ausgefallen - wir mussten die Kinder nach Hause schicken.« Außerdem schlagen die Bustransferkosten mit jährlich 30 000 Euro zu Buche. Ein Missstand, den auch Rainer Schweppe so sieht (»Eine kleine Schule an zwei Standorten ist eine Belastung.«), doch man dürfe die Entwicklung der Schülerzahlen nicht aus den Augen verlieren. Schweppe: »Und die Zahlen sagen voraus, dass man im Jahr 2011/12 im Herforder Westen auf vier bis fünf Klassenräume verzichten kann.« So betrachtet sei eine Zweizügigkeit in Eickum auf Dauer fraglich. Herbert Even argumentierte ähnlich: »Dann wären, befristet auf eine Dauer von fünf Jahren, zwei Standorte die wirtschaftlichere Lösung.« Das sehen die Eltern allerdings anders, wie der anschließenden Diskussion zu entnehmen war. Das sei ein unpädagogische Lösung, die nicht dem Wohle der Kinder diene. Katja Urban: »So lassen sich pädagogisch geforderte Unterrichtsstandards nicht realisierfen.«
Es ist allerdings möglich, dass es noch eine Alternative gibt: Im Altbau der Eickumer Schule wird nach dem Auszug einer Mieterin das Dachgeschoss frei. Katja Urban: »Hier könnten zwei Klassenräume entstehen - und der Anbau könnte eine Nummer kleiner ausfallen.« Eine Entscheidung über diese Variante könnte schon auf der Hauptausschusssitzung am 31. Januar fallen.

Artikel vom 28.01.2006