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Rosse verhindert
Radika(h)lschlag

CDU-Politiker bremst Sägearbeiten

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Die Sägearbeiten an den Gehölzflächen entlang der Bielefelder Straße haben wohl nicht nur die Waldbewohner aufgeschreckt. Auch CDU-Ratsherr Dieter Rosse staunte nicht schlecht, als Waldarbeiter in den vergangenen Tagen zum - wie er selbst sagt - Radika(h)l-Schlag ausholten. Doch Rosse konnte erreichen, dass die Bäume zur Wohnbebauung am Schlesierweg einigermaßen verschont blieben.

»Ich konnte es kaum glauben, als ich mit dem Auto von Werther nach Bielefeld fuhr«, erzählt Dieter Rosse im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Arbeiter setzten im Auftrag des Landesbetriebs Straßen NRW an den Bäumen und Sträuchern entlang der L 785 die Säge an. »Und das nicht zu knapp«, findet der stellvertretende Bürgermeister. In Isingdorf seien sogar ganze Bäume gefällt worden. Dass diese Vorgehensweise durchaus seinen Sinn hat, erfuhr er erst später.
Als sich die Herren im orangefarbenen Dress Meter für Meter den Pflanzen zwischen der Bielefelder Straße und der Wohnbebauung des Schlesierwegs näherten, ergriff Dieter Rosse die Initiative. »Die Bäume und Sträucher dienen nicht nur als Sichtschutz«, weiß er. »Sie fangen vor allem Abgase und Staub ab, außerdem halten sie - wenn sie in den Sommermonaten grün sind - sicherlich auch etwas Lärm ab.« Also machte sich Dieter Rosse, der selbst Anwohner des Schlesierweges ist, auf den Weg, die Sägearbeiten zu stoppen.
Mit Erfolg: Nach einem ausführlichen Gespräch mit der zuständigen Abteilungsleiterin beim Landesbetrieb Straßen NRW konnte er erreichen, dass der Kahlschlag zunächst gestoppt wird. Die Säge ansetzen musste die Arbeiter schließlich später dennoch. »Aber sie haben nur das Notwendigste gemacht«, erklärt Rosse.
Welche Intention tatsächlich hinter den Sägearbeiten steckt, sei ihm tatsächlich erst im Zuge dieses Einsatzes bewusst geworden, so Dieter Rosse. Das »Straßenbegleitgrün« muss regelmäßig auf eine Höhe von bis zu 4,50 Meter zurückgestutzt werden, damit Lkw und andere hohe Fahrzeuge freie Fahrt haben. Je nachdem, wieviel Geld in der Kasse des Landesbetriebs Straßen NRW ist, werden diese Arbeiten alle zehn bis 20 Jahre in Angriff genommen. Rosse: »Man geht also relativ radikal vor, um gewährleisten zu können, dass Äste und Zweige mit der Zeit nicht unter die magische Grenze von 4,50 Metern Höhe wachsen.« Im Fall der Bielefelder Straße habe man die Bäume auf eine Höhe von sechs bis acht Meter zurückgestutzt.
Damit die Bäume nicht kippen, muss auch die Rückseite entsprechend freigeschnitten werden - vor allem dort, wo sie an landwirtschaftliche Flächen grenzt. Das hat zum einen den Grund, dass die Bäume weniger Schatten werfen und die Planzen auf Feldern besser wachsen. Zum anderen können auch hier die landwirtschaftlichen Fahrzeuge bei der Ernte besser passieren.
Und warum mussten in Isingdorf auch große, gesunde Bäume fallen? »Man ist überein gekommen, dass pro 100 Meter nur sieben Bäume - in diesem Fall überwiegend Hainbuchen - stehen sollen«, weiß Dieter Rosse. Nur bei ausreichend Abstand könnten sich sowohl die Kronen als auch die Stäucher und kleinen Bäume gut entwickeln.
»Ich bin sehr froh, dass ich diesen Radikalschlag am Ortseingang verhindern konnte«, sagt Dieter Rosse. Nur ungern stellt er sich vor, wie es gewesen wäre, wenn die Anwohner des Schlesierweges im Sommer auf ihren neu angelegten Balkonen sitzen - mit freiem Blick auf die viel befahrene Bielefelder Straße und dem Gestank von Abgasen in der Nase.

Artikel vom 01.02.2006