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Den Ironman im Hinterkopf

Neue WB-Serie: Brakeler Läufer auf dem Weg zum ersten Ultra-Marathon

Von Sylvia Rasche
Brakel (WB). Willi Düweke liebt neue Herausforderungen. 17 klassische Marathone hat er bereits erfolgreich bewältigt, darf sich zweifacher Ironman nennen und will seine Laufstrecke jetzt mehr als verdoppeln. Bei den Deutschen 100-Kilometer-Meisterschaften im April in Rodenbach steht der 51-Jährige erstmals bei einem Ultra-Marathon am Start. Das WESTFALEN-BLATT begleitet den Brakeler auf seinem Weg zum ersten »100-er« in einer neuen Serie.
Glücklich überquert Willi Düweke (re.) die Ziellinie. Allerdings hat er hier »nur«ĂŠeinen Marathon hinter sich gebracht. Mehr als die doppelte Distanz wartet bei der DM auf den Brakeler.
»Eigentlich wollte ich dieses Jahr noch gar keine 100 Kilometer laufen«, erzählt der Familienvater. Auf der Suche nach neuen Zielen hatte er im Mai mit dem Rennsteiglauf (73 Kilometer) geliebäugelt, um sich nach einem 50-Kilometer-Marathon im Vorjahr Stück für Stück an die langen Distanzen anzunähern. Doch dann durchkreuzte Adalbert Grüner, Vorsitzender der NSU Brakel, diese Pläne. Für die Deutschen Meisterschaften fehlte dem NSU-Team ein Läufer, um in der M50-Klasse eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen zu können. »Ich habe erstmal eine Nacht darüber geschlafen, am nächsten Tag aber doch zugesagt«, berichtet Willi Düweke. Jetzt beginnt er langsam mit der intensiven Vorbereitung auf den Höhepunkt seines Läuferjahres 2006.
»Die Kälte macht mir nichts aus. Nur bei Glätte laufe ich nicht so gerne«, erzählt Düweke. In den kommenden Wochen will er sein Trainingspensum kontinuierlich erhöhen, um Ende April topfit an den Start gehen zu können. »Wahrscheinlich werde ich mich genauso vorbereiten, wie auf einen klassischen Marathon«, hat sich der 51-Jährige vorgenommen.
Dabei richtet er sich weniger nach genau ausgetüftelten Trainingsplänen, sondern vielmehr nach dem eigenen Gefühl. Bisher hat ihn dieses Rezept immer ans Ziel gebracht. Sei es bei seinem ersten Marathon 2001 in Berlin oder beim ersten Ironman 2004 in Frankfurt.
Auch Schwimmen und Radfahren werden in seiner Vorbereitung eine Rolle spielen. »Mir gefällt die Abwechslung im Training, auch wenn ich nicht gerade ein guter Schwimmer bin«, berichtet Willi Düweke. Zum Arbeitsplatz nach Paderborn fährt er in den Sommermonaten gerne schon mal mit dem Rennrad.
Sportlich vielseitig interessiert war der Brakeler schon immer. Als Schüler spielte er Fußball in der SpVg. Brakel, später war er aktiver Kanu-Fahrer im TV Brakel. Seinen ersten Marathon legte er dann auch auf dem Wasser zurück. 135 Kilometer auf der Weser von Hannoversch Münden bis Hameln, den klassischen Wesermarathon also, fuhr Willi Düweke insgesamt viermal, zuletzt 1993. Seit 1999 trägt er das neongelbe Trikot der NSU Brakel und hat die Sportart gewechselt. Erst den »Zehner« beim Osterlauf, dann den ersten Marathon, und dann immer mehr.
Die Erfahrungen seiner beiden Ironmen werden ihm auf der langen 100-Kilometer-Strecke in Rodenbach helfen, hofft der Brakeler. Im Hinterkopf hat er gespeichert, dass er mehr als zehn Stunden am Stück im Wettkampf bestehen kann. »Die 100-er Strecke der Deutschen Meisterschaften ist ein Zehn-Kilometer-Rundkurs. Darauf muss ich mich noch einstellen«, so Düweke. Die beste Gelegenheit dazu bietet der Marathon in Bad Salzulfen Ende Februar. Auch hier sind die Läufer auf einem mehrfach zu durchlaufenden Rundkurs unterwegs und können noch während des Laufes entscheiden, ob sie den Marathon oder eine kürzere Distanz absolvieren wollen. Anschließend steht in Steinfurt ein weiterer Vorbereitungs-Marathon auf dem Programm, bei dem gleichzeitig die Westfälischen- und Westdeutschen Meister ermittelt werden. »Flott durchlaufen und möglichst weit vorne dabei sein«, ist das Ziel von Willi Düweke und seinen Mannschaftskollegen der NSU.
Westfälischer Vizemeister und Dritter der Westdeutschen Meisterschaften waren Manfred Götz, Adalbert Grüner und Willi Düweke schon. Dieses Trio komplettiert von Michael Fiekens nutzt die Meisterschaften als letzten Härtetest vor der DM.
»Ein 100-Kilometer-Lauf ist unberechenbar und die Ausfallquote viel höher als beim Marathon. Wenn von unseren vier M50-Läufern drei gut durchkommen, können wir unter die ersten sechs Mannschaften der DM-Wertung kommen«, blickt Adalbert Grüner voraus. Er hat die größte Ultra-Erfahrung im Team - und sicher noch den einen oder anderen Tipp für Neuling Düweke. Der könnte sich zwar auch mit einem Platz unter den sechs besten Mannschaften in Deutschland anfreunden, hat vorrangig aber nur ein Ziel: »Durchkommen«.

Artikel vom 27.01.2006