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»Wissen genau, was
wir getan haben«

Torwart-Tausch: SCP-Führung schlägt zurück

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Die schnelle Beförderung von Neuzugang Tom Starke zum Stammtorwart beim SC Paderborn 07, sie schlug hohe Wellen. Eine Ebbe ist diesbezüglich nicht in Sicht, gestern nahm die sportliche Leitung des Zweitligisten erstmals Stellung zu den Vorwürfen der Reserve-Keeper Lukas Kruse und Stephan Loboué.

»Es ging nicht nach Leistung, sondern nur darum, dass ich meinen Vertrag noch nicht verlängert habe. Das ist die größte Enttäuschung in meiner bisherigen Laufbahn«, hatte Lukas Kruse gegenüber dem WESTFÄLISCHEN VOLKSBLATT die Entscheidung von Trainer Jos Luhukay zum Rückrundenauftakt gegen die SpVgg. Unterhaching kommentiert. Das Eigengewächs war nach der Verletzung von Stephan Loboué im September zur Nummer 1 aufgestiegen, jetzt trägt er sie nur noch auf dem Rücken und rutschte ins zweite Glied.
Nur noch dritte Wahl ist Loboué, der nach erfolgloser Vereinssuche in Frankreich und England seit gestern wieder beim SCP trainiert. Zu mehr wird es in Paderborn wohl nicht mehr reichen. Auch er hatte mit der Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrages gezögert und sagt: »Wir waren auf einem guten Weg, aber der Verein hat mir mit der Verpflichtung von Tom Starke die Entscheidung abgenommen.« Sollte Loboué bis zum Schließen der Transferliste am 31. Januar keinen neuen Arbeitgeber finden, droht ihm für den Rest der Saison die Tribüne.
»Wenn er eine positive Einstellung mitbringt, kann er bei uns trainieren, aber er steht hinten an, wird definitiv nicht mit zum Spiel am Samstag in Saarbrücken fahren, sondern am Wochenende an den Übungseinheiten der zweiten Mannschaft teilnehmen«, macht Luhukay deutlich. Auch an der Rangordnung eins und zwei wird sich so schnell nichts ändern. »Tom Starke ist meine Nummer 1 und wird es in den nächsten Wochen auch bleiben. Dann werden wir sehen, ob es Anlass für eine Änderung gibt«, betont der Holländer.
Kritikern, die bezweifeln, dass ein Neuling in nur zwei Wochen zeigen könne, dass er besser ist als zwei Etablierte und Gerüchten, dass Starke nur deshalb spiele, weil der abgebende Verein Bayer Leverkusen noch einen Teil seines Gehaltes zahle und entsprechende Einsatzzeiten des Torhüters vertraglich sichergestellt habe, begegnet die SCP-Führung mit großem Unverständnis. »Dass es Diskussionen gibt, ist ganz normal. Aber uns zu einem Spielball von Leverkusen zu machen, ist eine Unverschämtheit. So klein sind wir nicht«, sagt der Sportliche Leiter Günther Rybarczyk. Luhukay nimmt in diesem Zusammenhang Starke in Schutz: »Er hat nie darauf bestanden zu spielen, sondern will bei uns einfach beweisen, dass er ein guter Torwart ist. Er hat mich im Training überzeugt und sich im Gegensatz zu Stephan und Lukas bis 2008 zum Verein bekannt. Wir müssen auch an den SC Paderborn denken und die Torwarte müssen sich mit ihren Rollen zurechtfinden.«
Von Selbstkritik ist das Macher-Duo des SCP weit entfernt. »Herr Rybarczyk und ich wissen genau, was wir getan haben, sind mit Stephan und Lukas immer ehrlich umgegangen und lassen uns diese Vorwürfe nicht bieten. Speziell Stephan Loboué hat von uns während seiner langen Verletzung alle Unterstützung bekommen. Er hat Privilegien bei der Reha genossen und durfte auch zum Lehrgang der Nationalmannschaft der Elfenbeinküste nach Paris. Wir haben uns nichts vorzuwerfen«, sagt Luhukay.
Dem Chefcoach ist anzumerken, dass ihn das Thema nervt und er verteidigt die Vorgehensweise des Klubs mit einem Blick zurück in die Hinrunde: »Es war großes Glück, dass nach Stephans Verletzung nicht auch noch Lukas ausgefallen ist. Dann hätte man uns ausgelacht, wenn wir mit Zsolt Petry einen 39-jährigen Torwart-Trainer zwischen die Pfosten gestellt hätten. Die Maßnahme, einen neuen Torhüter zu holen, war unbedingt notwendig. Dazu stehe ich felsenfest.«

Artikel vom 27.01.2006