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Schwester ist nicht Tochter

Ehefrau adoptiert vermeintliches Kind ihres Mannes

Bad Oeynhausen (mor). Das Verfahren gegen einen 45-jährigen aus Ghana stammenden Mann wegen versuchten Betruges und uneidlicher Falschaussage wurde am Dienstag vor dem Oeynhausener Amtsgericht eingestellt. Der Vorwurf: Der Angeklagte soll seine Schwester als Tochter ausgegeben haben, um mehr Geld von seiner Ex-Frau zu bekommen.

Die Beziehung zwischen dem Mann aus Ghana und seiner in Bad Oeynhausen lebenden Partnerin hatte 1990 verheißungsvoll begonnen: Nach dreijähriger Freundschaft heirateten sie. Er berichtete ihr von seinen beiden in Afrika lebenden Töchtern und brachte seine Ehefrau dazu, diese zu adoptieren. 1995 holte das in der Kurstadt wohnende Ehepaar die angeblichen Töchter nach Deutschland. Die Frau wusste zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, dass das eine Kind, die damals Zehnjährige, gar nicht die Tochter ihres Ehemanns war, sondern seine Schwester.
Nach und nach wurde die Verwaltungsfachangestellte jedoch auf diesen Betrug aufmerksam. »Durch viele Einzelheiten, zum Beispiel die auffällig unterschiedliche Behandlung der beiden Kinder durch meinen Ex-Mann, wurde ich skeptisch«, sagte sie dem Gericht. Sie stellte ihre eigenen Nachforschungen an, um die wahre Identität des Kindes zu ermitteln. Insbesondere der Zusatzname, den ihre vermeintliche Adoptivtochter trug, habe sie stark anfangen lassen zu zweifeln. »In Ghana ist es üblich, dass jeder Mensch einen Zweitnamen erhält, der die Geburt einem Wochentag zuordnet. Und dieser Name des Kindes passte mit dem auf der Geburtsurkunde nicht überein.«
Als die Ehefrau nach dieser Erkenntnis ihren damaligen Ehemann damit konfrontierte, soll dieser geantwortet haben: »Tochter oder Schwester - wo ist der Unterschied?« Um diesen Konflikt nicht auf dem Rücken der Kinder austragen zu müssen, versuchte die Frau sich außergerichtlich mit ihrem ehemaligen Mann zu einigen. Dieses Vorhaben scheiterte, so dass es 2002 zum Scheidungsprozess kam.
Auch darin bestritt er weiterhin, dass die von seiner Ehefrau adoptierte angebliche Tochter seine Schwester ist - er wollte im Versorgungsausgleich ein günstiges Urteil erwirken. Außerdem drängte er seine Schwester, als Zeugin in dem gerichtlichen Verfahren ebenfalls ihre wahre Identität zu bestreiten. Ein DNA-Gutachten wies die Vaterschaft jedoch nicht nach und bewies, dass die Ehefrau mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte und sie jahrelang von an der Nase herumgeführt worden war. Noch vor dem Oeynhausener Amtsgericht beteuerte der Ehemann nach wie vor, selbst nichts gewusst zu haben.

Artikel vom 26.01.2006