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»Wir würden sofort verlängern«

Simone Segger und Franzel Godeck verabschieden sich vom »tollsten Amt der Welt«

Von Meike Oblau
Rietberg (WB). Das ganze Haus erstrahlt in gelb und rot. Passend für das Prinzenpaar der Grafschaftler Karnevalsgesellschaft Rietberg eben. Besucher bekommen eine gelb-rote Blume als Dankeschön. Simone Segger und Franzel Godeck haben an alles gedacht. Morgen müssen sie auf der großen ersten Prunksitzung vom »schönsten Amt der Welt« Abschied nehmen.

Wehmut sei nicht dabei, versichern die beiden: »Wir wussten von vornherein, wie lange wir im Amt sein werden und haben jeden Tag, vor allem natürlich die im wahrsten Sinne des Wortes ÝtollenÜ Tage, genossen.« Wie sich das neue Prinzenpaar, das morgen in der Aula des Schulzentrums am Torfweg gekürt wird, jetzt fühlt, wissen die beiden ganz genau. »Alles ist top secret, keiner darf etwas mitbekommen«, schildert Simone Segger. Bis zuletzt seien bei ihnen nur die Mütter eingeweiht gewesen, sonst wusste niemand, dass Simone und Franzel in der Session 2005/2006 die Rietberger Narren anführen würden. Und die Geheimhaltung ging wirklich bis in die Prunksitzung hinein. Da nämlich musste Franzel Godeck erst einmal noch seine Rolle als Kommandeur der Prinzengarde übernehmen. »Das wäre sonst sofort aufgefallen, wenn ich als Komandeur nicht da gewesen wäre. Während Simone Segger also durch eine Hintertür ins Schulzentrum geschleust wurde und in einem kleinen Zimmerchen auf ihren großen Moment warten musste, hatte Franzel zuerst noch seine Aufgabe zu erledigen, ehe er sich davon stahl und in seine Prinzen-Montur schlüpfte. Der Einmarsch als neues Prinzenpaar zählt sicherlich zu den Höhepunkten ihrer Amtszeit. »So richtig viel kriegt man aber eigentlich beim Einmarsch noch gar nicht mit. Man hat den Tunnelblick«, schildert Franzel Godeck. Und Simone Segger erinnert sich: »Ich habe nur Franzels wippende Hutfeder vor mir gesehen und bin einfach hinterhergelaufen.« Die gebürtige Rheinländerin genoss den westfälischen Karneval - »obwohl man Karneval in Westfalen und Karneval im Rheinland nicht vergleichen kann.«
Der absolute Höhepunkt sei der Rosenmontagszug gewesen. »Das ist eine ganz besondere Perspektive da oben vom Wagen herunter. Wenn der Wagen am Nordtor um die Kurve biegt und man dann die überfüllten Bürgersteige sehen kann, ist das wirklich ein bewegender Moment«, erinnert sich die Prinzessin. »Und dann hatten wir auch noch richtig Glück mit echtem ÝJahrhundertwetterÜ, erinnert sich ihr Prinz an den strahlend blauen Himmel. Viel zu schnell seien die knapp zweieinhalb Stunden vorbeigegangen. »Das schönste ist: man schaut nur in strahlende Gesichter, an diesem Tag ist niemand schlecht gelaunt«, sagt Simone Segger, die zum Rosenmontag dann doch eine kleine Tradition aus ihrer Heimat aufleben ließ: sie warf rund 1000 »Strüssje«, also Blumensträuschen, ins Publikum. Und war so vertieft, dass sie gar nicht merkte, dass sie auch selbst einen Blumenstrauß bekommen sollte. Als der Wagen vor dem Rathaus Halt machte, kletterte Bürgermeister André Kuper herauf. »Ich habe mich richtig erschrocken, als er plötzlich bei mir stand. Ich war wohl zu sehr mit der Frage beschäftigt, woher alle Leute meinen Namen wissen. Bis mir eingefallen ist, dass der ja dick und fett außen am Wagen steht«, lacht Simone Segger. Die Bilanz nach einem Jahr als Prinzenpaar fällt positiv aus: »Wir würden jederzeit verlängern, aber das sieht unsere Satzung ja leider nicht vor.« Und eine große Ehre steht ihnen noch bevor: »Wir werden mit die ersten Gratulanten des neuen Prinzenpaares sein«, freut sich die Prinzessin. Wer ihre Nachfolger werden, dass wissen aber nicht mal Simone und Franzel.

Artikel vom 26.01.2006