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»Fußball-Freiwild« zieht Notbremse

A-Ligist Türk Sport Bünde meldet Mannschaft vom Spielbetrieb ab

Bünde (mapu). Am Ende irrten sie nur noch wie wehrloses »Fußball-Freiwild« durchs Jagdgebiet der Kreisliga A: Die armen Jungs vom SV Türk Sport Bünde kassierten zuletzt eine krachende Kanterklatsche nach der anderen und frusteten ihr hoffnungsloses Dasein als abgeschlagenes Schlusslicht. Doch jetzt hat der Verein seine tapfere Truppe von ihren Leiden erlöst.

Am Montag zog der Vorstand die 1. Mannschaft aus dem Spielbetrieb und damit die Notbremse. »Wir wollten und konnten die hohen Niederlagen einfach nicht mehr ertragen. Das hatte doch überhaupt keinen Sinn mehr«, seufzt Necmettin Kayali, »Mädchen für alles im Verein« und zuletzt Aushilfscoach, nachdem zuvor bereits zwei Trainer zurückgetreten waren.
»Weil wir zum Ende der Hinrunde keine Spieler mehr hatten und dafür Männer aus der früheren C-Liga-Reserve in die Bresche sprangen, haben wir nur Schützenfeste erlebt«, erinnert sich Kayali. Kleine Kostprobe: 0:12, 0:6, 1:12, 0:15 - so bekam der SV unmittelbar vor Weihnachten die Hucke voll! Als wäre das nicht frustrierend genug, kehrten der mit sechs Punkten und 18:95 Toren dastehenden Elf in der Winterpause weitere vier Spieler den Rücken.
Für den gigantischen personellen Aderlass im mit 14 Mann ohnehin nur spärlich besetzten Kreisliga-Kader seien gebrochene Prämien-Versprechungen verantwortlich gewesen. Kayali: »Der Vorstand wollte nicht mehr zahlen, hat das aber erst nach dem Ende der Wechselperiode im Sommer verkündet. Klar, dass dann alle Akteure lieber aufhören, statt bei einem Verein zu spielen, der sie im Grunde belogen hat.«
Nach dem jetzt beschlossenen Rückzug will Türk Sport das kommende halbe (spielfreie) Jahr nutzen, um nach dem Zwangsabstieg den Neuanfang in der B-Liga zu planen. Bereits jetzt sind sich alle Beteiligten einig: »In Zukunft werden wir kein Geld mehr für den Sport bezahlen«, beteuert Necmettin Kayali, der aktiv am Wiederaufbau mithelfen will.
»Es gibt sogar schon eine Idee: Wir wollen einige türkische A-Jugendliche, die derzeit in deutschen Vereinen spielen, zu uns holen. Das sind alles Kinder von unseren Vorstandsmitgliedern.« Die an andere Fußball-Clubs verlorenen Söhne sollen allesamt im Sommer zurückkommen - 20 an der Zahl.

Artikel vom 26.01.2006