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Der Sportsteckbrief

Die Vorzeichen könnten nicht eindeutiger sein. Handball-Landesligist TuS Brockhagen schwimmt derzeit auf einer Welle der Euphorie. Der Neuling führt die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung an und trifft nun Samstag (Anwurf schon 17.30 Uhr) auf Kellerkind Spvg. Versmold. Für TuS-Mittelmann Lokman Direk ist dieses Duell eine Reise in die Vergangenheit. Der 26-Jährige spielte bis zur A-Jugend in der Fleischstadt und trifft im Derby langjährige Weggefährten wieder.

Name: Lokman Direk
Geburtsdatum: 1. April 1979
Geburtsland:Türkei
Spitzname:Loki
Beruf:Vertriebsleiter
Familienstandledig, Freundin Mareike
Größe: 1,76 Meter
Gewicht: 66 Kilo
Lieblingsessen:Nudelauflauf
Getränk:Apfelschorle, Wodka Red Bull
Hobbys:Handball, für andere Dinge bleibt kaum Zeit

Spvg. Versmold: Ich habe die gesamte Jugendzeit - von der »F« bis zur »A« - in Versmold gespielt und hänge noch an diesem Verein. Versmolds Michael Wulff und Jens Meyrahn waren in der Jugend meine Teamkollegen. Ein Höhepunkt war die OWL-Vizemeisterschaft mit der Versmolder C-Jugend. Detlef Hein war mein A-Jugend-Trainer. Er hat verdammt viel Ahnung, und ich schätze ihn sehr. Witzig ist, dass ich als Coach der Brockhagener B-Jugend seine Tochter Kira trainiere und seine Frau Andrea Co-Trainerin dieser Mannschaft ist. Keine Frage: Ich wünsche Versmold den Klassenerhalt.

Zwischenstation Landesliga: Natürlich läuft es derzeit sehr gut für uns. Wir schwimmen auf einer Welle der Euphorie, und dann patzen wie zuletzt auch noch die Verfolger. Doch wir müssen die Kirche im Dorf lassen, sind noch längst nicht aufgestiegen. Wenn sich zwei Leistungsträger verletzen, sieht es schon wieder ganz anders aus. Außerdem unterschätzt uns niemand mehr. Jeder ist heiß darauf, den Spitzenreiter zu schlagen. Für mich persönlich ist mit 26 Jahren der Zug nach ganz oben abgefahren. Es wird keine Angebote aus der Regionalliga oder Oberliga geben. Mit der Brockhagener Mannschaft kann ich aber noch einen Sprung machen. Dieses Team hat das Potenzial für die Verbandsliga.

Das Brockhagener Erfolgsrezept: Nach unserer erfolgreichen Aufholjagd im Derby hat Steinhagens Claas Szierbowski gesagt: »So einen Siegeswillen hat nicht jeder.« Ich denke, Claas erklärt mit diesem Satz unser Erfolgsrezept ganz gut. Wir glauben an uns, auch wenn wir zurückliegen. Fast alle Spieler sind Brockhagener. Wir sprechen und unternehmen viel. Jeder weiß vom anderen, wie er tickt - auf dem Feld und auch als Mensch.

Was bleibt vom Derby-Triumph hängen? Ich ziehe den Hut davor, dass trotz der unglücklichen Niederlage alle Steinhagener Spieler mit uns im »Krug« gefeiert haben. Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob wir das auch hinbekommen hätten. Es gibt Überlegungen, ob wir nach dem Rückspiel zusammen im Steinhäger-Häuschen feiern und unsere von Peter Krebs ausgelobte Siegprämie (50 Liter Bier) gemeinsam vernichten.

Weltbester kurdischer Handballer: Dieser Ausdruck stammt nicht von mir, sondern von Fred Diestelkamp. Wenn er das sagt, dann stimmt es ja vielleicht. Ganz ehrlich: Ich kenne weder einen anderen kurdischen Handballer noch einen türkischen Handballverein. Ich glaube, es gibt auch nicht viele.

Nachwuchstrainer: Vor fünf Jahren hat mich Carsten Schukies, der Schwager meiner Freundin, gefragt, ob ich zusammen mit ihm Brockhagens D-Mädchen trainieren möchte. So fing alles an. Mittlerweile spielen wir in der B-Jugend-Bezirksliga, und die Mädchen sind mir echt ans Herz gewachsen. Sie sind unheimlich engagiert und wollen sogar noch mehr trainieren. Es ist ein tolles Gefühl, wenn sie es schaffen, meine Vorgaben in die Tat umzusetzen. Bei den Spielen unserer Landesliga-Mannschaft sitzen meine Schützlinge auf der Tribüne und passen genau auf, ob auch ich selbst das umsetze, was ich ihnen vermittle.

Stärken/Schwächen: Ich gebe nie auf. Das gilt für den Handball genauso wie für mein Privatleben. Eine Schwäche ist, dass ich ganz schlecht Nein sagen kann.

Das hat mich gefreut/geärgert: Gefreut haben mich der Aufstieg meiner Mädels und der Derbysieg gegen Steinhagen. Klasse war auch, als mich meine Freundin vor zwei Jahren mit unserem ersten richtigen gemeinsamen Urlaub auf Gran Canaria überrascht hat.
Auf die Nerven geht mir das Gejammer in Deutschland und dass soziale Drückeberger nicht herausgefiltert werden können. Sätze wie »Für 100 Euro mehr gehe ich doch nicht arbeiten« finde ich schlimm.

Lieblingslektüre: Comics wie Asterix und Obelix. Andere nehmen den Gameboy mit aufs stille Örtchen, ich die Comics.

Pirat: Da ich kreisrunden Haarausfall habe, habe ich mich für eine Glatze entschieden. So richtig zufrieden war ich damit aber auch nicht. Ich finde, mit dem Piratentuch sehe ich modischer aus.
Aufgezeichnet vonStephan Arend

Artikel vom 28.01.2006