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Wirtschaftsmacht ist heimlich weiblich

Frauen treffen die Entscheidungen über Budget von vier Billionen Euro


Bünde (öse). Glaubwürdig, unbezahlt und unbezahlbar - Frauen sind die denkbar besten Werber. Und sie gelten nicht als Abweichung von den Männern, die sich vielfach für die Norm halten. Diana Jaffé, Mitglied im internationalen Hochbegabtennetzwerk MENSA, brachte es am Mittwochmorgen im Erich-Gutenberg-Berufskolleg genau auf den Punkt: Der Kunde ist weiblich - Frauen besitzen die heimliche Wirtschaftsmacht.
Die Buchautorin und Unternehmensberaterin aus Berlin schien wie ein Magnet zu wirken. »Gerammelt voll« war die Aula des Erich-Gutenberg-Berufskollegs, mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Schülerinnen und Schüler den Ausführungen der Referentin. Keine Gleichstellung, sondern ganzheitliche Konzepte seien wichtig, um dem Bild der Zukunft einen entsprechenden - weiblichen - Rahmen zu verleihen.
Männerspezifisch zu funktionieren - »nein, besser nicht«, sollte sich »frau« da sagen. Denn an eigenen Ideen geht vieles verloren; an frischen Impulsen, die in Haushalt und Wirtschaft fest verankert werden können. Vier Billionen Euro würde das Vermögen der privaten Haushalte betragen, so Diana Jaffé. Vor elf Jahren war es die gleiche Zahl, allerdings noch in D-Mark.
Geld ausgeben? Klar, aber wofür lohnt es sich? Diese Frage würden sich vorwiegend Frauen stellen. 90 Prozent geballte »Weiblichkeit«, eine stolze Zahl, die Entscheidungen trifft über Verwendung des Geldes für Alltagsgüter (Lebensmittel), Bücher, Urlaubsreisen und vieles mehr. Bei der Technik jedoch überwiegt noch die Männerdomäne, etwa ein Drittel der Frauen hierzulande ist besonders interessiert, geht es um Autokäufe oder den Erwerb von Computern. Allerdings wird das Online-Shopping aus fraulicher Sicht eher unkompliziert gesehen.
In den USA sind es 83 bis 87 Prozent der dort lebenden Frauen die bei der allgemeinen Kaufkraft die meiste Power beweisen. Zwei von drei Autos werden dort von Frauen erworben, ebenso erfreuen sich Computerspiele großer »weiblicher« Beliebtheit.
Über die Hälfte der Bevölkerung in der Bundesrepublik ist weiblich, die Bildung der Frauen ist heute so vorzüglich wie noch nie. Und so ist auch das Selbstbewusstsein enorm gewachsen. Weibliche Zielgruppen für die Wirtschaft sind attraktiv - vielleicht aus dem Grund, dass »frau« hier nicht allein ihren Kopf, sondern - wenn notwendig - auch ihr Herz einsetzt.
Überhaupt denken Frauen beim Einkauf an das gesamte soziale Umfeld. »Das ist so toll, du musst es dir unbedingt ansehen«, mit solchen Worten die Werbetrommel zu rühren bei der Freundin oder Schwester kurbelt immer wieder die Wirtschaft an. Märkte und Marketing dürften sich in den nächsten Jahren verändern - der weibliche Blickwinkel setzt neue Perspektiven.

Artikel vom 26.01.2006