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Sportvereine
sind empört

Hallengebühr stößt auf Widerstand

Von Per Lütje
Löhne (LZ). Die Sportvereine der Werrestadt laufen Sturm gegen die geplante Einführung einer Hallennutzungsgebühr. So sollen die Vereine je Übungsstunde künftig mit zwei Euro zur Kasse gebeten werden. »Das bricht uns das Genick«, sagt Ralf Wieghardt, Vorsitzender von FAW Melbergen.

Der Handballverein ist mit 65 Mitgliedern ein vergleichsweise kleiner Verein. Die Hallennutzungssgebühr, die der Stadt ab 2007 jährlich 50 000 Euro bescheren sollen, würde FAW Melbergen mit 500 Euro belasten, schätzt Wieghardt. »Diese Kosten aufzubringen, wird sehr, sehr schwer. Zumal wir in diesem Jahr unser 100-jähriges Jubiläum feiern und das natürlich nicht billig wird.« Er habe durchaus Verständnis, dass gespart werden müsse, sehe aber andere Möglichkeiten. »Man könnte zum Beispiel Duschen mit Münzautomaten installieren. Das kostet zwar in der Anschaffung Geld, rechnet sich aber langfristig.«
Deutliche Worte zum Vorschlag des Konsolidierungsausschusses findet Heinz Krüger. »Es ist eine Sauerei, dass uns dies wie ein Blitz aus heiterem Himmel präsentiert wird. Noch vor einem Jahr hat jeder Politiker beteuert, dass die Sportvereine nicht mit einer solchen Gebühr zur Kasse gebeten werden«, schimpft der Geschäftsführer des TV Löhne-Bahnhof. Mit 1 400 Mitgliedern ist er der größte Verein in der Werrestadt, der im Jahr etwa 4 680 Übungsstunden gibt. »Das wären bei zwei Euro die Stunde knapp 10 000 Euro. Das bedeutet, dass wir den Laden schließen können.« Man wisse jetzt schon nicht, wie man eine benötigte Bodenmatte für mehr als 7 000 Euro finanzieren könne.
Beitragserhöhungen, um die Mehrbelastung aufzufangen, hält Krüger für unmöglich. »Wir haben im Verein 800 bis 900 Kinder und Jugendliche. Deren Eltern würden das bestimmt nicht mitmachen.« Er rät den Politikern, sich vor einer Entscheidung ein Bild vor Ort zu machen. »Mir ist bewusst, dass die Stadt kein Geld hat. Die Vereine, die mit ihrer Jugendarbeit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten, haben aber auch keins.«
»Zwei Euro je Hallenstunde wären für uns, gelinde gesagt, eine Katastrophe«, meint auch der Vorsitzende des TTC Mennighüffen, Dieter Steffen. Er hat ausgerechnet, dass der 180 Mitglieder zählende Verein 4000 bis 5 000 Euro mehr im Jahr bezahlen müsste. »Wir wissen, dass den Gürtel alle enger schnallen müssen, und dem stellen wir uns auch. Einen solchen Betrag können wir aber nicht auffangen.« Er könnte sich als Kompromiss vorstellen, die Jugendarbeit und die Meisterschaftsspiele von dieser Regelung auszusparen.
l Vorgestellt wird die vom Konsolidierungsausschuss erarbeitete Zehn-Punkte-Liste heute Abend im Haupt- und Finanzausschuss. Die öffentliche Sitzung beginnt um 18.30 Uhr im Rathaus.

Artikel vom 26.01.2006