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Wohltuende Einfachheit

Bildhauer Werner Schlegel eröffnet heute um 19 Uhr Ausstellung

Gütersloh (joz). Seine Skulpturen wie Zeichnungen strahlen eine wohltuende Einfachheit aus. Gemeinsam mit dem Musiker und Filmer Uli Lettermann, Gründer und musikalischer Leiter des international namhaften Ensembles »Quintessence Saxophone Quintet«, eröffnet der Bildhauer Werner Schlegel am heutigen Donnerstag um 19 Uhr seine Ausstellung namens »Baum Klang Bilder« im Veerhoffhaus des Kunstvereins Kreis Gütersloh.

Gleichzeitig wartet Winfried Becker im Studio mit seinen fotografischen Malereien auf. »Ich habe kein großes Gedankenmodell hinter meinem Werk«, bekennt sich Schlegel, über dessen Werk und Schaffen mittlerweile schon acht umfangreiche Kataloge im Umlauf sind. Auch zu seiner jetzigen Ausstellungstournee - sie begann am 11. September 2005 im Kunstforum des Herz- und Diabeteszentrums NRW in Bad Oeynhausen und findet nach der Ausstellung im Gütersloher Kunstverein in Galerien in Dortmund und Bremen ihre Fortsetzung - ist im Kerber Verlag ein mehr als 100 Seiten dicker Katalog erschienen.
Die archaisch wirkenden, mit der Kettensäge meist quaderförmig gesägten und an den Oberflächen strukturierten Eichen-, Ulmen- und auch Obstbaumblöcke weisen eine Ästhetik des Ursprünglichen auf, so dass der Riss und das Astloch, die Maserung und die natürliche Farbe des Holzes als solche schon wesentlich erscheinen. Schlegel legt Wert auf die grundlegenden Gegebenheiten im Material wie auch in der Formfindung seiner Kunst. So stapelte er in seiner Werkgruppe »Stapel« seine an der Oberfläche strukturierten Eichenplatten übereinander. In anderen Werkgruppen erhob er den Sockel selbst zum Artefakt.
Unzählige Variationen unterschiedlicher, meist in Eichenholz geschnittener Formen vom Quader bis zur Halbkugel und von linearen Vertiefungen bis zum Kreuz oder Karree versenkte Schlegel in speziell von ihm gefertigte Holz- wie auch Stahlsockel. So geschieht auf der vom geformten Objekt wie vereinnahmten Sockeloberfläche im Sinne einer Synthese wie eine Durchdringung von der Basis gebenden Charaktereigenschaft des Sockels und der ideellen Skulptur in den Werkgruppen »Feld« und »Große Feldstücke«. In »Bild-Stämme« strebt Schlegel die Vereinigung zwischen aufrecht stehenden Pappelstelen und an diesen angebrachte Graphit- wie Ölkreide-Zeichnungen an. Bei anderen Kunstwerken ohne Titel kommen zum räumlichen Erleben noch die Farbe Blau und das Experimentieren mit aufgeklebtem Papier hinzu.
Mit seinem als »Kinekokatalog« genannten Film gibt der Saxophonist wie Komponist, Lettermann, im Rahmen der Ausstellung jene Quintessenz, die sogar scheinbar die Gesetze der Vereinigung, Durchdringung und Verschmelzung der verschiedenen Künste kennt. In einem von ihm gedrehten und von seinen Kompositionen begleiteten Film wird wie eine musikalisch interpretierende Retrospektive durch Schlegels Werk verfolgt. Die Stofflichkeit des Materials und verborgene Qualitäten ästhetischer Tragweite in Schlegels Kunst werden wie in einer ihnen innewohnenden Grunddynamik in dem auch die Ausstellung benennenden Titel »Baum Klang Bilder« dem Betrachter neu zugänglich gemacht, indem die Skulpturen wie Zeichnungen musikalisch und die Musik simultan stofflich wie bildhaft durch das Medium des Films sichtbar gemacht wird.
Die Ausstellung ist bis zum 12. März zu sehen. Am Sonntag, 19. Februar, laden Werner Schlegel und Uli Lettermann um 11 Uhr zu einem Gespräch mit Life-Musik ins Veerhoffhaus ein.

Artikel vom 26.01.2006