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»Alkoholfahrt« im Simulator

Rahdener Gymnasium beteiligt sich an Präventionsprojekt

Von Sandra Knefel (Text und Fotos)
Rahden (WB). »Glasklar« heißt das Projekt zum Thema Alkohol- und Drogenmissbrauch im Straßenverkehr, das jetzt am Rahdener Gymnasium durchgeführt wurde.

In Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde, der Verkehrswacht Minden-Lübbecke und der DAK wurde das Präventionsprojekt bereits an anderen Schulen veranstaltet. Auf Einladung des Gymnasiums waren am Dienstag und Mittwoch Mitarbeiter der DAK und des Präventionskommissariats nach Rahden gekommen, um mit Schülern der zwölften Jahrgangsstufe das Thema Alkohol und Drogen im Straßenverkehr zu erarbeiten. Schüler konnten auf unterschiedliche Weise in Erfahrung bringen, welche Einflüsse Alkohol und Drogen auf die Körperfunktionen haben und wie sich diese Veränderungen auf die Wahrnehmung der Umwelt und das Verhalten auswirken.
Einen Teil des Programms übernahm die DAK: Sie versuchte, mit einem einführenden Film, der aus Sicht des Opfers einen schweren Unfall schildert, und mit verschiedenen Geschicklichkeitsübungen Präventionsarbeit zu leisten. Unter Anleitung konnten die Schüler mit einer »Rauschbrille«, die einen Blutalkoholgehalt von 1,2 Promille simuliert, im Foyer einen Parcours mit dem Kettcar durchfahren. Im Normalzustand dürfe dies für keinen eine Herausforderung sein, so Michael Sawadski, Fachberater der DAK, doch die Brille verzerre die Wahrnehmung so sehr, dass die Pylonen nicht ohne Probleme umfahren werden könnten. »Wir vermitteln kein theoretisches Wissen, sondern setzen auf Praxis: So kann unmittelbar erfahren werden, welche Fehlfunktionen des Körpers sich bei Alkoholeinfluss ergeben«, erläutert Sawadski. Die sich verändernde Sichtweise führe zu einer Umstellung des räumlichen Empfindens. Diese Wirkung »von jetzt auf gleich« sei überspitzt, demonstriere aber eindringlich die Auswirkungen von Alkohol auf die Wahrnehmung, beschreibt Sawadski. »Wir wollen abschrecken und zum Nachdenken anregen«.
Der zweite Teil des Programms lag in den Händen von Burkhardt Lübker und Peter Befort vom Kommissariat Vorbeugung. In der Aula war ein Fahrsimulator aufgebaut worden, den die Verkehrswacht zur Verfügung gestellt hatte. In einem aufgebockten PKW konnten die Schüler Strecken durchfahren, die auf einer Leinwand vor der Windschutzscheibe simuliert wurden. Bei Gefahrenübungen mussten sie auf verschiedene Situationen reagieren. Jede Fahrt wurde im Hinblick auf Geschwindigkeit, Reaktion, Brems- und Anhalteweg analysiert. Per Computer wurde die Fahrt mit einem Blutalkoholgehalt von 0,8 Promille wiederholt und anschließend die Werte beider Fahrten verglichen. Befort erläuterte und verdeutlichte den Schülern die Auswirkungen von Alkohol auf die Messwerte: So konnte beobachtet werden, dass sich die Reaktionszeit unter Alkoholeinfluss oft um mehr als eine Sekunde verzögert. Gefahrensituationen, die im nüchternen Zustand gemeistert werden oder zumindest glimpflich ausgehen, enden mit 0,8 Promille oft als schwerer Unfall. »Alkoholkonsum vermindert das Blickfeld bis zum punktuellen Sehen, dem so genannten Tunnelblick. Bestimmte Dinge am Randbereich nimmt man nicht mehr wahr«, so Befort. »Betrunkene Unfallverursacher sind Straftäter.« Befort beleuchtete die Folgen der Straftat, die Vorgehensweise der Polizei und auch die Schuldfrage. Das Präventionskommissariat hofft, mit dem Projekt Unkenntnis entgegenzuwirken und durch drastische Darstellung der Konsequenzen von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr Unfälle verhindern zu können.
Während des zweitägigen Seminars habe es an keiner Schule kritische Stimmen gegeben, so Befort. »Die Schüler waren durchweg begeistert und haben großes Interesse gezeigt.« Gudrun Sommer, die seit zehn Jahren in der Suchtberatung tätig ist, unterstützte das Projekt. Sie stand den Schülern beratend zur Seite und konnte Erfahrungsberichte mit in die Projektarbeit einfließen lassen.

Artikel vom 26.01.2006