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Technisches Können im Praxistest

Erstmals: Schulparcours an der Lisa-Tetzner-Schule - Projekt des Innovationsministers

Von Matthias Kleemann
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Zwei Stromkabel mittels einer Lüsterklemme verbinden, zu einer Gewindeschraube die passende Mutter finden und fest ziehen, oder einfach in ein Stück Holz ein Loch bohren: Das sind technische Fertigkeiten, die im täglichen Leben von Nutzen sein können - und wichtig in vielen Berufen.

An 18 Stationen haben sich gestern Vormittag die Schüler der Klassen 8 und 9 der Lisa-Tetzner-Schule in diesen technischen Fertigkeiten versucht. Der Parcours war in der Sporthalle der Schule aufgebaut, an jeder Station gabs Punkte, je nachdem, wie gut oder schnell eine Aufgabe gelöst wurde. Nicht nur technische Fertigkeiten wurden abgefragt, es gab beispielsweise auch Aufgaben aus den kaufmännischen Berufsfeldern.
Die gestrige Veranstaltung war ein absolutes Novum. Nicht nur, dass ein solcher Schulparcours zum ersten Mal an dieser Schule durchgeführt worden ist, die Lisa-Tetzner-Schule ist auch landesweit die erste, die ihn anbietet. Es handelt sich nämlich um ein Pilotprojekt im Rahmen der »Zukunftsinitiative Nordrhein-Westfalen«, die noch vom SPD-Wirtschaftsminister Harald Schartau ins Leben gerufen wurde. Der jetzige Innovationsminister, Andreas Pinkwart (FDP), wird die Initiative fortsetzen, aber eigene Akzente setzen, und deshalb soll es in Kürze auch einen neuen Namen geben.
Projektträger ist die »Zenit GmbH« (Zentrum für Innovation und Technik) mit Sitz im Mühlheim. Gemeinsam mit dem Technikzentrum Minden-Lübbecke hat Zenit so genannte Module entwickelt, die allesamt das Ziel haben, insbesondere jungen Menschen die Technik näher zu bringen. Der Schulparcours ist so ein Modul. Die Idee ist nicht neu, sie wurde von anderen Bundesländern (Baden-Württemberg und Niedersachsen) abgeguckt und auf NRW zugeschnitten.
»Dieser Parcours soll möglicherweise Bestandteil des Berufsorientierungs-Konzeptes werden, das wir gerade schulintern entwickeln«, sagte gestern Schulleiter Heinz Hildmann dem WESTFALEN-BLATT. Zu den Motoren dieser Arbeit zählt der Lehrer Peter Stolper, dessen Initiative es letztlich auch zu verdanken ist, dass die Lisa-Tetzner-Schule als erste den Schulparcours ausprobieren durfte. »Er war der erste, der sich gemeldet hat«, sagte Karin Ressel vom Technikzentrum. Die Einrichtung hatte bei einer größeren Zahl von Schulen das Interesse abgefragt und von der Lisa-Tetzner-Schule als erstes eine Rückmeldung erhalten.
Stolper denkt daran, dass die Schule die Materialien für einen solchen Parcours vorhält, um ihn selbst veranstalten zu können. Aus seiner Sicht sollte er schon zu Beginn des achten Schuljahres stattfinden. Örtliche Unternehmen könnten eingebunden werden, indem sie Stationen mit eigenen, unternehmens-spezifischen Aufgaben anbieten. Stolper denkt auch an eine Kooperation mit der Realschule und möglicherweise an eine Verbindung des Projektes mit der städtischen Ausbildungsstellenbörse.
Die Idee kommt auch beim Projektträger gut an. Dr. Karsten Lemke von der Zenit GmbH befürwortet einen möglichst frühen Kontakt zwischen Schülern und Unternehmen. Auch Karin Ressel sieht das so. Schüler, deren Begabungen mehr auf der technischen Ebene liegen, und die es möglicherweise nicht so mit der Rechtschreibung haben, hätten auf diese Weise größere Chancen.
Der Schwerpunkt des Parcours liegt vor dem Hintergrund des Ingenieurs-Mangels in Deutschland auf den technischen Berufen. Er soll - in modifizierter Form - an weiterführenden Schulen angeboten werden, also auch an Gymnasien und Realschulen. Nach Auskunft von Karsten Lemke gibt es andere Aufgaben, so dass die Ergebnisse Rückschlüsse auf andere Fähigkeiten zulassen. Rund 240 Schüler haben den Parcours gestern durchlaufen, sie werden heute mit ihren Lehrern die Ergebnisse besprechen.

Artikel vom 26.01.2006