27.01.2006
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Haller
Mammut: Fakten sprechen für sich
Und mittendrin im »Baumkrieg« steht ein älteres Ehepaar, das sich mittlerweile wie Straftäter fühlen muss. Nachbarn beschimpfen sie, unseriöse Fotografen oder Fernsehreporter lauern ihnen auf, von allen Seiten wird Druck ausgeübt - und das alles nur, weil ihnen der Mammutbaum große Sorgen und viel Arbeit bereitet. Sorgen deshalb, weil bei kleinsten Stürmen der Mammut umzufallen droht. Das hat Franz-Herbert Gruber von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (Gehölzkunde) gestern eindeutig festgestellt. Arbeit deshalb, weil das Renterehepaar schlichtweg mit der regelmäßigen Pflege des Baumes überlastet ist.
Mehrmals hatte Harry Hentschel die Stadt um Hilfe gebeten. Doch nichts sei passiert. Nicht mal eine grüne Tonne hätten sie ihm hingestellt, sagte er gestern. Jetzt, wo das Thema für Schlagzeilen sorgt, bietet die Stadt ganz plötzlich ihre Dienste an. Die beschränkt sich jedoch nur auf die Pflege des Baumes. Und was ist, wenn der Mammut umfällt und Schaden verursacht, wie der Experte prophezeit? Dann müssten die Eheleute den Schaden tragen. Denn die Stadt hat ausdrücklich mitgeteilt, dass sie zwar kostenlose Pflege und Nadelabfuhr übernimmt, nicht aber die viel wichtigere Haftpflicht und absolute Verkehrssicherheit.
Dass Stadt und Kreis sich in dieser Angelegenheit nicht mit Ruhm bekleckert haben, liegt auf der Hand. Der Baum ist aus der Naturdenkmalliste herausgenommen worden und eine Baumschutzsatzung gibt es nicht - mindestens dafür müssen beide jetzt die Verantwortung übernehmen.
So schön der Baum auch ist: Wenn er - wie der Experte sagt - eine Gefahr darstellt, muss er weg. Der älteste Mammutbaum in ganz Deutschland kam übrigens 1853 mit Saatgut über Alexander von Humbold in die Bundesrepublik. Er stand im Schloßgarten von Oldenburg - bis 1972, als er nach einem Sturm umfiel.
Artikel vom 27.01.2006