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Kaninchen: Ende der
Seuche nicht in Sicht

Fünfte Folge der WESTFALEN-BLATT-Serie

Das Archivbild zeigt ein Wildkaninchen, lateinisch Cuniculus. Die Populationszahl ist in in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Als Grund für die dramatische Entwicklung schließen die Experten Seuchen nicht aus. Foto: dpa

Bad Oeynhausen (WB). In der fünften Folge der WESTFALEN-BLATT-Serie »Mit dem Hegering durch das Jahr« geht es heute um das Kaninchen.
Ursprünglich in Spanien und Nordafrika lebend, wurde das Kaninchen von der Römerzeit bis ins Mittelalter über West- und Mitteleuropa verbreitet. Es wurde frühzeitig vor allem in Klöstern in Gefangenschaft gehalten und zum Hauskaninchen domestiziert. Das Kloster Corvey an der Weser hat hierbei eine entscheidende Rolle gespielt.
Die in Freiheit lebenden Wildkaninchen stammen also von den Vorfahren der verschiedentlich gezüchteten Rassen von Hauskaninchen ab. Obwohl Kaninchen sprichwörtlich sehr vermehrungsfreudig sind und drei bis fünf mal im Jahr fünf bis zehn Junge bekommen können, wurden sie in den vergangenen Jahren durch die Myxomatose und die chinesische Kaninchenseuche stark dezimiert.
»Noch vor zwanzig Jahren konnten im Sielpark und auch im Kurpark Bad Oeynhausen massenhaft Kaninchen beobachtet werden«, erinnern sich die Loher Jäger Heinrich und Fritz Pönninghaus. In der Nähe ihrer Bauten waren die Wiesenflächen teppichkurz gefressen. Ihre natürlichen Feinde, Habicht, Steinmarder, Iltis, Fuchs, Hermelin, konnten diesen großen Besätzen nichts anhaben. »Heute sind nur noch vereinzelt Kaninchen in Oeynhausener Reviere anzutreffen. Wir jagen sie gar nicht«, sagen die Loher Jäger.
Häufig werden Wildkaninchen von vielen Menschen mit dem Hasen verwechselt. Beide Tierarten haben jedoch kaum etwas gemeinsam. Während der Feldhase in der Ackersteppe unserer Kulturlandschaft lebt und dort auch in einer so genannten Sasse, einer einfachen Kuhle im Boden, Deckung sucht und seine Jungen zur Welt bringt, graben Kaninchen Baue und meiden die offenen Flächen, damit sie sich mit kurzen Fluchten in ihre Bauten in Sicherheit bringen können. Sie sind kleiner und gedrungener als der Hase, dessen Jahresstrecke, die Zahl der abgeschossenen Tiere, die der Kaninchen in Bad Oeynhausen weit übertrifft. Während in den vergangenen Jahren zwischen 150 und 200 Hasen jährlich zur Strecke kommen, sind es weniger als 20 Kaninchen.
Es sei dramatisch, wie die beiden Kaninchenseuchen die Bestände dezimiert hätten, sagen Beobachter. Vor diesen Infektionen habe es so viele Kaninchen gegeben, dass es stellenweise zu nicht unerheblichen landwirtschaftlichen Schäden kam. Eine leichte Bestandszunahme an wenigen Stellen in Rehme und Dehme sowie in Löhne lasse jedoch vorsichtigen Optimismus zu.

Artikel vom 14.02.2006