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Ein komplettes Büro für 150 Euro

Tebau: Versteigerung von Firmeninventar und Fuhrpark bringt sechsstelligen Betrag

Von Per Lütje
Löhne (LZ). 29 Jahre lang arbeitete Lothar Stuke bei der Firma Tebau. Gestern musste er tatenlos mit ansehen, wie sein Arbeitsplatz unter den Hammer kam. Auch andere ehemalige Beschäftigte des insolventen Unternehmens waren gekommen, um der Versteigerung des Firmeninventars beizuwohnen - als eine Art Abschied.
Zum ersten, zum zweiten und zum dritten: Bis auf acht Positionen fanden alle Angebote einen neuen Besitzer.

Dort, wo vor einem Vierteljahr noch Wintergärten und Vordächer gefertigt wurden, Maschinen dröhnten und sich Mitarbeiter den Schweiß von der Stirn wischten, herrscht in einigen Tagen gähnende. Die auf Insolvenzen spezialisierten Auktionatoren aus Hamburg haben ihre Sache gut gemacht und bis auf wenige Restposten das komplette bewegliche Vermögen von Tebau an den Meistbietenden gebracht.
Die Käufer kamen gestern aus ganz Deutschland, Österreich, Holland und sogar der Schweiz, um in Löhne ein Schnäppchen zu machen. Bereits zu Beginn der Versteigerung um 10 Uhr hatten sich mehr als 200 Interessenten registrieren und ein Bieterkärtchen aushändigen lassen. Mitzubringen waren neben Bargeld oder Scheck vor allem gutes Sitzfleisch. Denn es dauerte sieben Stunden, bis auch das letzte der knapp 800 Positionen unter den Hammer gekommen war.
Eigentlich sollten es noch viel mehr sein, doch waren Gegenstände von der Liste gestrichen worden. »Dem Insolvenzverwalter ist es gelungen, einen Käufer für die Vordachproduktion zu finden«, verkündet Udo Lamberti den Zuhörern. Die entsprechenden Maschinen und Werkzeuge werden nun in einer Münchener Firma zum Einsatz kommen.
Manch einer hatte Glück und erhielt ohne Mitbieter den Zuschlag. So wie ein Handwerker im Blaumann, der eine komplette Büroausstattung erstand. Drei Computer samt Laserdrucker und 17-Zoll-Monitoren sowie drei Schreibtische für zusammen 150 Euro.
Zu ersteigern gab es alles, was das Handwerkerherz begehrt: Bohrmaschinen, die für 15 Euro einen neuen Besitzer fanden, über Palettenregale und Werkzeugwagen bis hin zu einem Lastwagen - ein 18-Tonner von Volvo mit 160 000 Kilometern auf dem Buckel, Anfangsgebot: 10 000 Euro. Er wechselte schließlich für 21 000 Euro den Besitzer. Den passenden Anhänger gab's gleich dazu für wenigstens 3 000 Euro. Den höchsten Preis erzielte allerdings nicht der Laster, sondern mit 44 000 Euro ein Regal, in dem bis zu 400 Profile gelagert werden können. Insgesamt spülte die Versteigerung einen laut Lamberti »deutlich sechsstelligen Betrag« in die Insolvenzkasse.
»Das tut schon ein bisschen weh«, sagt Lothar Stuke, der das geschäftige Treiben aus dem Hintergrund beobachtet. Viel Hoffnung, dass er und seine 185 Ex-Kollegen ein wenig von dem Auktionserlös abbekommen, hat er nicht. »Dafür war der Karren schon zu tief in den Dreck gefahren. Da wird nichts übrig bleiben.«
Für Udo Lamberti und seine Mitarbeiter war es am Dienstag nur ein Job wie jeder andere. Schon morgen werden sie den nächsten Betrieb auflösen, eine Offset-Druckerei in Berlin.

Artikel vom 25.01.2006