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Gute Chance kaum genutzt

Wenig Jugendliche im EQ-Praktikum - Betriebe loben

Von Friederike Niemeyer
Altkreis Halle (WB). Enttäuscht hatte sich IHK-Geschäftsführer Swen Binner über das geringe Interesse von Jugenlichen an Praktikumsplätzen in OWL geäußert (WB vom Samstag). Auch im Altkreis Halle kamen nicht viele dieser »Einstiegsqualifizierungen« (EQ) zustande. Die Erfahrungen sind aber durchaus positiv.

»Von 182 Praktikanten, die das Projekt in OWL schon durchlaufen haben, sind 55 - also 30 Prozent - in eine Ausbildung gekommen«, berichtet Sabine Lessung von der Handwerkskammer zu Bielefeld. »48 von ihnen konnten im selben Betrieb weitermachen, sieben erhielten nun in anderen eine Chance.« Für den Altkreis Halle kann Sabine Lessing allerdings nur zwei EQ-Praktika aus dem Bereich Handwerk vermelden. Bei den IHK-Berufen sind es fünf, allesamt in Halle. Insgesamt hatten 22 IHK-Betriebe Angebote gemacht. »Das mangelnde Interesse der Jugendlichen ist leider enttäuschend«, meint Sven Binner, Geschäftsführer der IHK in Bielefeld.
Heinrich Ordelheide von der Regionalstelle Nord des Kreisjugendamtes sieht in dieser Diskrepanz - owl-weit wurden 1770 EQ-Angebote gemacht, aber nur 850 angenommen -ĂŠnicht nur fehlendes Engagement der Jugendlichen. Bei vielen sei eine stärkere Begleitung nötig, verweist Ordelheide auf die neuen Übergangscoaches in den Kommunen, die künftig dieses Problem mit auffangen könnten. »Die persönliche Reife ist oft noch nicht so vorhanden, um sich schwierigen Situationen zu stellen«, sagt Ordelheide.
Dass junge Leute im EQ-Praktikum förmlich aufblühen, hat Volker Stelkens vom Haller Sicherheitsdienst WE secure & protect erlebt. Er beschäftigt zwei junge Männer, »die sich hervorragend machen«. Wenn es die Auftragslage zulässt, will Stelkens die beiden als Auszubildende übernehmen, und zwar direkt ins zweite Ausbildungsjahr. Denn er schickt die EQ-Praktikanten auch zur Berufsschule nach Essen. »Leider gibt es da keine Unterstützung für diese Kosten«, sagt er.
Auch Stefan Habighorst, Geschäftsführer der Hörster Betonwerke, lässt seinen EQ-Praktikanten zur Berufsschule für Fertigteilbauer reisen. Grundsätzlich lobt er das Programm. »Die Jugendlichen erleben so über einen längeren Zeitraum mit, was die Arbeit in diesem Beruf bedeutet«, sagt er. Und auch die Betriebe würden vor der Überraschung bewahrt, dass sich ein anfangs motivierter Auszubildender nach der dreimonatigen Probezeit als uninteressierter Lehrling entpuppe.

Artikel vom 26.01.2006