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Auch die weltweit erste
Fußball-Marke ist dabei

WM-Geschichte per Post - ein Kuriositäten-Kabinett


Borgholzhausen (guf). Die erste Briefmarke, die weltweit aus Anlass eines Fußball-Triumphes auf den Markt kam? Sie zeigt die griechische Siegesgöttin Nike und erschien im Sommer 1924 in Uruguay, nachdem die Fußballhelden des Landes durch ein 3:0 über die Schweiz erstmals Olympiasieger geworden waren. Natürlich befindet sich auch dieses gezackte Rechteck mit dem unbezahlbaren Erinnerungswert in der Sammlung von Heinz-Wilhelm Friehe
Anhand der Postwertzeichen, die in der Folgezeit anlässlich von WM-Turnieren erschienen sind, lässt sich gut ablesen, wie und wann König Fußball ins Blickfeld der weltweiten Öffentlichkeit getreten ist. »Zur WM 1938 in Frankreich kam eine einzige Fußballmarke in Umlauf, 1954 waren es sechs Schweizer plus ein Block aus einem arabischen Scheichtum. 1962 explodiert die Zahl dann, und 1966 waren es schon 348 Sondermarken und 55 Blocks aus aller Welt«, erzählt Heinz-Wilhelm Friehe, der bis Ende der 70er-Jahre so ziemlich alle Marken gesammelt hat, die die Postbehörden rund um den Erdball zum Thema Fußball-WM unter die Leute gebracht haben.
Das Kuriosum: Viele Länder, die zu jener Zeit von WM-Niveau an der Lederkugel noch Lichtjahre entfernt waren, besetzten in Sachen Fußball-Philatelie die Weltspitze. In erster Linie aus finanziellen Gründen: »Die Marken wurden oft im Ausland gedruckt, kamen zum eigentlichen Zweck gar nicht erst in Umlauf, sondern wurden direkt an Briefmarken-Händler zum Weiterverkauf an Sammler abgegeben«, erzählt Heinz-Wilhelm Friehe. In grellen Farben stimmen die Oberpostdirektionen aus exotischen Staaten auf die Weltfestspiele des Fußballs ein: Obervolta präsentiert zum Turnier 1974 DDR-Goalgetter Joachim Streich und Hollands Star Johan Cruyff, Äquatorial-Guinea setzt zum selben Anlass einen Zweikampf Willi Schulz (Deutschland) kontra Pelé (Brasilien) ins Bild.
Historischen Wert haben einige andere postalische Zeugen der WM-Geschichte. Wie seinen Augapfel hütet Friehe einen Briefumschlag vom 10. Juni 1934, der eine gesamte Serie italienischer Wohltätigkeitsmarken zur WM enthält, und abgestempelt ist an jenem Finaltag in Rom, wo Italien durch ein 2:1 gegen die Tschechoslowakei erstmals Weltmeister wurde. Eine komplette Serie Postkarten mit WM-Marken und seltenen Sonderstempeln aus Schweden hat sich Friehe gewissermaßen selbst geschickt, als er 1958 als WM-Schlachtenbummler die DFB-Elf begleitete. »Postkarte gut aufheben!«, lautete die Bitte unter den Grüßen an die Familie - und die Souvenirs haben bis heute einen Ehrenplatz in seiner Sammlung.

Artikel vom 26.01.2006