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Echte Camper trotzen der Kälte

35 Wohnwagen auf dem Platz in Quelle sind auch im Winter belegt

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Quelle (WB). Die Wäsche, die sie von der Leine nimmt, ist gefroren. Kein Wunder, schließlich hing sie draußen, und auch auf dem Campingplatz Quelle herrschen Minusgrade. »Es kommt mir gar nicht so kalt vor«, sagt Erika Berhorst. Einen echten Camper kann eben nichts erschrecken.

Der Wohnwagen der 58-Jährigen gehört zu den etwa 35, die das ganze Jahr über auf dem Platz an der Straße Vogelweide belegt sind. »Man könnte mir eine Wohnung schenken, und ich würde hier trotzdem nicht wegziehen wollen«, sagt sie. Auf 17 Quadratmetern hat sie alles, was sie braucht, von der Küche über den Fernseher bis zum Computer mit Internetanschluss. Seit 1993 besitzt sie ihren Wohnwagen, war zuerst nur an den Wochenenden auf dem Platz. Schließlich fiel die Entscheidung, die Wohnung in Bielefeld ganz zu verlassen und nach Quelle ins Grüne zu ziehen. »Ich habe Probleme mit den Lungen, und hier draußen ging es mir einfach besser.« Nach und nach hat sich Erika Berhorst komplett eingerichtet, Zäune gestrichen, draußen entlang des Weges Steine verlegt. Sie besitzt eine eigene Hütte mit Waschmaschine, WC und Waschgelegenheit und eine kleine Werkstatt, in der sie oft arbeitet. »Ich nähe oder stricke auch. Mir fällt immer was ein. Wenn dem Camper die Pläne ausgehen, ist er krank.«
Ob es dabei draußen minus fünf oder plus 15 Grad sind, ist der 58-Jährigen egal. In ihrem Wohnwagen und Vorzelt ist es immer 19, 20 Grad warm - und dabei hat sie einen der Öfen noch gar nicht angeworfen. Erika Berhorst heizt mit Propangas aus Flaschen. Ihre Nachbarn, Ingrid und Dieter Kirchhoff, haben einen 2300 Liter fassenden Tank, an dem auch der Haushalt von Erika Mai, mit 81 Jahren Seniorin des Platzes, angeschlossen ist. »Jetzt im Winter ist das praktisch. Propangasflaschen sind im Schnitt alle zwei Tage leer«, erklärt Dieter Kirchhoff (66). Das Ehepaar besitzt eine Eigentumswohnung in Versmold, will diese aber verkaufen: »Wir sind sowieso meistens hier. Auf dem Platz fühlen wir uns pudelwohl.« Diese Aussage kann auch Erika Mai nur unterstreichen. Sie besitzt eine Wohnung in Brackwede. »Da bin ich aber nur, um zu putzen«, scherzt die Seniorin. Warum sie lieber auf dem Campingplatz ist, weiß sie selbst nicht. »Das hat sich einfach so ergeben.«
Wie eine große Familie halten die Camper zusammen. Wenn sie sich bei dem einen oder der anderen treffen, um Karten zu spielen oder ein Gläschen Glühwein miteinander zu trinken, sind sich alle einig: »Hier bringt uns niemand mehr weg.«

Artikel vom 25.01.2006