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Einblick in Akte staatlicher Willkür

Staatsarchiv zeigt Ausstellung zur »Schutzhaft« in der NS-Zeit

Detmold (SZ). Im Frühjahr des Jahres 1933, nur wenige Monate nach der so genannten Machtergreifung, befanden sich einige Hundert Lipper in Schutzhaft. Im Reich gab es zu jener Zeit etwa 50 000 Schutzhäftlinge. Über diese Vorgänge geben die Akten vornehmlich der Polizei- und Personalaktenbestände des Staatsarchivs Detmold sowie die Fotos, Plakate und Karten Auskunft, die jetzt in einer Ausstellung im Detmolder Staatsarchiv bis zum 7. April zu sehen ist. Anlass ist der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Die Schutzhaft lasse sich in ihren Ursprüngen bis zum Revolutionsjahr 1848 zurückverfolgen, heißt es den Erläuterungen des Staatsarchives zu der Ausstellung. Während des Kaiserreichs und der frühen Weimarer Zeit sei die Schutzhaft vornehmlich als polizeiliche Maßnahme zur vorübergehenden Inhaftierung politisch missliebiger Personen angewendet worden. In der Zeit des Nationalsozialismus habe sich die Schutzhaft zu einem der schlagkräftigsten Instrumente des Regimes zur Bekämpfung seiner Gegner entwickelt. Mit Hilfe der Schutzhaft, habe sich die Gestapo einen von jeder rechtsstaatlichen Bindung gelösten Raum staatlicher Willkür geschaffen. Erste Opfer der Schutzhaft seien zunächst vor allem Funktionäre der Arbeiterbewegung sowie Juden gewesen, die dort wochenlang festgehalten, misshandelt und später oft in Konzentrationslagern getötet worden seien. Prominente Schutzhäftlinge aus der Region seien der Landespräsident a.D. Heinrich Drake, der Detmolder Oberbürgermeister Dr. Emil Peters und der Journalist Felix Fechenbach gewesen, der auf dem Weg ins KZ Dachau im Wald bei Scherfede ermordet worden sei. Im Januar 1945 habe es mehr als 700 000 KZ-Häftlinge im Reichsgebiet, darunter auch zahlreiche Schutzhäftlinge gegeben.
Aufgrund der völligen Pervertierung dieser Form der polizeilichen Inhaftierung im NS-Staat wurde die Schutzhaft im Grundgesetz, Artikel 104, verboten.

Artikel vom 25.01.2006