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Cornelia Gutemann-Bauer

3000 Jahre Geschichte

Das Tumalin-Theater zeigt das Stück »Kassandra«

Espelkamp (WB). Dreitausend Jahre Geschichte und das an einem Abend. Unmöglich? Nein, denn in der Alten Schule Gestringen beweist genau das das Tumalin-Theater mit Cornelia Gutemann-Bauer mit dem Stück »Kassandra« nach Christa Wolf. Beginn ist am Freitag, 27. Januar, um 20 Uhr.

Die Schauspielerin Cornelia Gutemann-Bauer macht in der Titelrolle die lange Geschichte beeindruckend sichtbar. Sie entwirft ein facettenreiches Bild griechischer Geschichte und Mythologie. Es wird nicht einfach erzählt, eine Buchlesung oder ein Vortrag geboten, sondern ein eigenständiges Kunstwerk fesselt im wahrsten Sinne Wortes als Monolog.
Die eigens geschaffene und von Christa Wolf autorisierte Textfassung stammt von Günter Bauer, der auch Regie führt. Gerade seine Lichtregie schafft neue Dimensionen der Geschichte und macht mit die Faszination des Abends aus. Der Zuschauer erlebt eine spannende Inszenierung, eine Demonstration modernen Theaters.
Als Kriegsbeute des Griechenkönigs Agamemnon wartet Kassandra auf ihren Tod. Sie erinnert sich an die Ereignisse um den Krieg in Troja, an ihre Bemühungen in dieser Vorkriegs- und Kriegszeit als Troerin, als Mensch und als Frau zu leben. Sie schildert das Patriarchat in seinen subtilen und grausamen Formen, wie Frauen zum Objekt gemacht werden, wie allmählich ein Feindbild entsteht, wie Konflikte emotionalisiert werden und wie der männliche Begriff der Ehre schließlich den Krieg unvermeidlich werden lässt.
Griechische Antike als gelebte Erfahrung und als Botschaft für das Heutige: so fasziniert Christa Wolfs »Kassandra« durch die Neudichtung eines Mythos, die Beschreibung des Trojanischen Kriegs aus der Perspektive einer Frau und verliert dadurch gerade jetzt nicht an Aktualität.
Das Tumalin-Theater ist seit 1987 mit seinen Produktionen an vielen Bühnen zu Gast. So folgten den Premieren unter anderem Sondergastspiele auf Einladung des Goethe-Instituts in den Niederlanden, Aufführungen im Rahmenprogramm der »Dokumenta« in Kassel, beim internationalen »Kafka-Festival« in Augsburg, der Friedensdekade in Baden-Württemberg oder der »Troja-Ausstellung« in Stuttgart.

Artikel vom 25.01.2006